Ein Tag in Moulins, Frankreich
Wir besuchen ein kleines Städtchen im Norden der Auvergne in Frankreich. Hier gibt es eine geballte Ladung an Geschichte, Kultur, Natur und Outdooraktivitäten zu erleben. In diesem ausführlichen Erfahrungsbericht nehme ich dich mit. Los geht es mit einem wahren Naturerlebnis, einer Kanufahrt auf dem Fluss Allier. Ein abendlicher Stadtrundgang durch Moulins schließt diesen ersten Tag in Zentralfrankreich ab.
Kultur trifft Natur in Moulins
Hier gibt es eine kurze Übersicht unseres Besuchs in Moulins:
• Kanufahrt auf dem Allier
• Abendspaziergang durch die Altstadt von Moulins
Kanufahrt auf dem Allier
Nach eier entspannten Fahrt erreichen wir gegen Sonntagmittag unseren Campingplatz ‚Aire de Camping‘ in Moulins. Bisher ist noch nicht viel los und wir haben noch freie Platzwahl. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und ruhen uns eine Weile aus.
Eine Stunden später werden wir an der Einfahrt des Campingplatzes von Laurent – dem Tourismusvertreter von Moulins – erwartet. Nach einer herzlichen Begrüßung machen wir uns auf den kurzen Fußweg zum nahe gelegenen Kanuverleih. Dieser liegt direkt an der Einfahrt zum Aire de Camping.
Wir bekommen sowohl Kanus, als auch Kajaks zur Auswahl und entscheiden uns für ein Zweisitzer-Kanu. Laurent bevorzugt ein Kajak. Nach den nötigen Formalitäten werden die Boote auf einen Anhänger geschnallt und wir werden zu einer einige Kilometer entfernt liegenden Uferstelle gefahren. Wir werden sechs Kilometer den Allier Flussabwärts paddeln. Dies ist die kleinste, angebotene Tour und für Anfänger sehr gut geeignet.
Am Ufer des Allier gibt es jede Menge Mücken, da der Fluss an dieser Stelle ein sehr ruhiges Gewässer ist und es in den letzten Wochen sehr viel geregnet hat. Nach einer kurzen Einweisung, inklusive Mückenattacke, starten wir unsere Kanutour auf dem Allier. Dieser Abschnitt des Flusses, im Naturschutzgebiet Val d’Allier, ist sehr interessant und etwas Besonderes, wenn nicht gar Einzigartiges in Europa.
Wir genießen die Ruhe, rudern vor uns hin und lassen uns immer mal wieder ganz entspannt treiben. Der Flussabschnitt eignet sich perfekt für Anfänger und Familien. Der gemütlich fließende Strom lädt zu einem wunderschönen Ausflug durch die Natur ein. Dabei kann man richtig schön entspannen.
Da der Fluss so langsam fliest, muss man aber durchaus auch ordentlich paddeln. Der Muskelkater am anderen Tag ist bei mir vorprogrammiert. An einigen Stellen ist der Fluss nur wenige Zentimeter tief, gerade im Randgebiet müssen wir aufpassen, dass wir nicht aufsetzen.
Immer wieder gibt es Sandbänke, wo die unterschiedlichsten Vogelarten zu beobachten sind. Generell ist dieses Gebiet ein Paradies für Vogelbeobachter. Die Vielfalt der unterschiedlichen Vögel ist beeindruckend. Es gibt zahlreiche Arten und Brutstationen. Begleitet durch das Vogelgezwitscher und das leise Plätschern des Wassers lassen wir uns weiter Stromabwärts treiben.
Die Natur hier ist beeindruckend. Der Fluss macht eine Windung und wir paddeln auf einen Abhang zu. Ein Baum steht oben kurz vor dem Abgrund. Es wird nicht mehr lange dauern und er wird in den Fluss stürzen. Vielleicht schon beim nächsten kräftigen Regenguss. Nun wird uns klar, wie es kommt, dass hier und da immer wieder riesige Bäume im Fluss treiben, die wir umrunden müssen. Generell ist ein wenig Vorsicht geboten, denn hier und dort ragt nur ein kleiner Ast aus dem Wasser, was sich darunter befindet, weiß man nie so genau. Das ist wie mit den Eisbergen.
Der Fluss ist generell sehr sauber, jedoch nicht klar. Immer wieder sind große Fische unter dem Boot auszumachen. Die haben schon eine beachtliche Größe. In der Ferne kommen die ersten Häuser von Moulins in Sicht. Bald haben wir es geschafft. Für den Anfang sind sechs Kilometer absolut ausreichend, viel mehr hätte ich sicher nicht geschafft.
Nach der letzten Flusswindung kommt auch die Pont Régemortes in Sicht und das Rauschen der darunter liegenden, kleinen Wasserfälle ist zu hören. Kurz vor der Brücke paddeln wir an Land und geben unser Kanu und das Kajak zurück. Anschließend machen wir uns auf den Weg in das Zentrum von Moulins.
Abendspaziergang durch die Altstadt von Moulins
Der Weg vom Campingplatz bis in die Stadt ist nicht weit. Man kann das Zentrum über die Brücke Régemortes zu Fuß, mit dem Fahrrad oder natürlich mit dem Fahrzeug erreichen. Den Camper kann man unter anderem am ‚Place Jean Moulins‘ parken. Hier gibt es spezielle Camping Car – Parkplätze. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis in die Innenstadt.
Moulins ist eine sehr charmante Stadt mit einer alten Geschichte. Hier ist Architektur aus mehreren Jahrhunderten zu finden. Alte Fachwerkhäuser, wunderschöne Gebäude und viele Blumen fallen in der historischen Altstadt direkt ins Auge.
Wir starten unseren Abendspaziergang durch Moulins an der Rue de Paris. An einem kleinen, begrünten Platz befindet sich das Museum Anne de Beaujeu und daneben ein sehenswertes Gebäude von 1900. Maison Mantin, wie dieses Gebäude genannt wird, beinhaltet seit 2010 ein kleines Museum, wo der Originalinhalt des alten Hauses präsentiert wird. In der Mitte der Grünfläche steht ein riesiger, hunderte Jahre alter Baum. Abends erstrahlt er in vollem Glanz, wenn er mit einigen Strahlern angestrahlt wird.
Wir verlassen den kleinen Park durch ein Tor auf der anderen Seite und stehen vor dem beeindruckenden Gebäude der Kathedrale von Moulins. Auf deutsch übersetzt heißt dieses Gotteshaus „Kathedrale unserer lieben Frauen“.
Die Architektur ist besonders interessant. Das Gebäude besteht aus zwei verschiedenen Bauarten. Der eine Teil wurde bereits im 15. Jahrhundert errichtet und ist aus Sandstein. Der andere Teil wurde nachträglich im 19. Jahrhundert vollendet und besteht aus weißem Kalk- und schwarzem Lavastein. Ein sehr interessanter Anblick.
Auch die große Fensterrosette über dem Eingang sticht einem direkt ins Auge. Auch die daneben positionierten, fein ausgearbeiteten Skulpturen sind sehr nett anzuschauen. Die Kathedrale ist von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Heute findet eine Veranstaltung statt, so dass uns ein Blick in das Innere der Kathedrale von Moulins verwehrt bleibt. So reißen wir unseren Blick von dem Bauwerk los und spazieren durch die schmalen Kopfsteinpflaster-Gassen.
Immer wieder bleiben wir andächtig stehen. Die alten Fachwerkhäuser sind ein Augenschmaus. Sie sind teils Jahrhunderte alt und wir fühlen uns in frühere Zeiten zurückversetzt. Auf unserem Abendspaziergang kommen wir am Museum der Heimsuchung vorbei (Musée de la Visitation, 4 place de l’ Ancien Palais). Hier gibt es eine einzigartige Sammlung dekorativer Künste zur bestaunen. Generell gibt es in Moulins eine unfassbar große Anzahl von Museen und Ausstellungen.
Als nächstes kommen wir auf den Place de l’Hôtel de Ville. Hier steht der relativ bekannte Tour Jacquemart. Ein mittelalterlicher Uhrenturm, auf dessen (Aussichts-)Turm vier Figuren zu sehen sind. Zu jeder vollen Stunde ertönt das Glockenspiel von den Eltern, Jacquemart und Jacqueline und zu den Viertelstunden läuten die Kinder, Jacquot und Jacquette. Ein Schauspiel, das man nicht verpassen sollte.
Neben den historischen Gassen ist das nächste Highlight der Place d’Allier, an dessen Ende sich die Sacré-Coeur erhebt. Auf dem Weg über den weitläufigen Platz solltest du unbedingt einen Blick in das ‚Le Grand Café‘ werfen. Das schlichte Äußere des Gebäudes lässt vom glamourösen Inneren nichts erkennen. Eine beeindruckende Spiegelwelt und Fresken an den Wänden und Decken lassen den Besucher staunen.
Inzwischen sind wir sehr hungrig von dem abwechslungsreichen Tag und die Sonne geht am Horizont schon unter. Wir machen uns auf den Rückweg und kehren im Hotel de Paris ein, um ein leckeres Abendessen zu uns zu nehmen.
Kurz vor Einsetzen der Dunkelheit kommen wir zurück zum Campingplatz. Morgen liegt ein weiterer, abwechslungsreicher Tag vor uns. Wir werden die kleinen Städtchen Chantelle und Charroux besuchen.
Campingplatz:
Aire de Camping Car
Chemin de Halage
03000 Moulins
Unser Fazit zu Moulins:
Für eine Stadtbesichtigung solltest du einen ganzen Tag einplanen. Falls du ein begeisterter Museumsgänger bist, solltest du sogar mindestens zwei Tage einplanen. Für Naturliebhaber, die gerne Radfahren, Wandern, Angeln oder Kayaken empfehle ich einen Aufenthalt von mindestens zwei bis drei Tagen in Moulins. Es wird ganz sicher nicht langweilig. Außerdem bietet auch die Umgebung von Moulins einige tolle Ausflugsmöglichkeiten. Die Region ist sehr bekannt für ihre vielen Schlösser. Und auch das Nationale Kostümmuseum ‚Centre National du Costume de Scene‘ soll einen Besuch wert sein.
Offenlegung | Zu diesem Besuch wurden wir vom Auvergne-Tourismus eingeladen. Wie immer wird unsere Meinung dadurch in keinster Weise beeinflusst. Die gesamte Route und weitere Informationen zu dieser Reise findest du auf der Hauptseite: „Liebe Auvergne, du hast uns verzaubert.“
In Moulins habe ich mal ein paar Jahre gelebt. Ganz toll. Grande Cafe war die Stammkneipe, gegenüber ist noch ein toller Italiener. Allier ist ein beeindruckendes Naturschutzgebiet. Kann ich auch nur empfehlen dort mal einen Zwischenstop zumachen, wenn man zu den Vulkanen will.
Grüße aus der Bretagne,
Ben