Australien Ostküste • Tag 4 • Princetown → Toora
Fahrt über die Great Ocean Road
Reisedatum: 13.11.2015
Bei meinem ersten Blick aus dem Fenster ist die Sonne gerade aufgegangen. Als hätte es geahnt, dass ich gerade schaue, hüpft ein riesiges Känguru einmal quer über die Wiese. Unser Sprinter ist auf dem Weg zu seinen Kumpanen, die in der Ferne zu sehen sind. Genau so habe ich mir Australien vorgestellt.
Da wir früh wach sind, machen wir uns auch bald auf den Weg. Um neun Uhr fahren wir bereits wieder auf die Great Ocean Road und folgen der Straße bis zu den bekannten Zwölf Aposteln. Wir haben Glück, die Sonne strahlt vom blauen Himmel hinab, aber es ist relativ windig.
Auf der Strecke kommen wir an den Gibson Steps vorbei und halten kurz an. Wieder sind wir begeistert, dass es eine Auswahl an langen Parkplätzen, speziell für Campervans, gibt. Von der Aussichtsplattform, über der Treppe, haben wir einen fantastischen Blick über die Bucht und auf die ersten beiden der Zwölf Apostel. Die Stufen sind leider aus Sicherheitsgründen geschlossen, da die Wellen heute sehr hoch sind. Die Parkranger haben den Weg mit einer Tür verschlossen. „Beach closed for public safety“ prangt auf einem Schild. So fahren wir wenige Meter weiter, bis der große Parkplatz des Zwölf Apostel Lookouts kommt.
Das Schild “Vorsicht Schlangen” am Anfang des Trails lässt mein Herz schon in die Hose rutschen. Aber mit klopfendem Herzen gehe ich mutig weiter. Ein geteerter Weg führt zwischen Büschen hindurch, bis die erste, hölzerne Aussichtsplattform in Sicht kommt.
Der Blick ist wirklich atemberaubend. Das sind also die berühmt berüchtigten Apostel. Gigantisch, hier zu stehen und auf die Felsformationen am anderen Ende der Welt zu schauen. Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben. Wir genießen den Ausblick einen Moment, ehe wir den Weg fortsetzen.
Unterhalb der riesigen Felswände liegt ein Streifen mit feinem, gelben Sand. Das sieht wunderbar einladend aus. Die Wellen preschen an Land und der Wind pfeift seine Melodie dazu. Diesen Aussichtspunkt solltest du auf der Fahrt über die Great Ocean Road auf gar keinen Fall verpassen.
Der Parkplatz war relativ gut besucht. Umso erstaunter sind wir, dass sich der Andrang hier an dem weltberühmten Aussichtspunkt in Grenzen hält. Wir folgen dem Pfad oberhalb der Küste. Bis zur Aussichtsplattform an der Spitze. Hier führt ein kurzer Weg bergab und wieder hinauf. Dieser runde Viewpoint bietet uns einen beeindruckenden 360Grad Blick über die Küste und das Meer.
Zur Sicherheit sind Netze in die Höhe gespannt, dass hier auch niemand auf die Idee kommt auf die Spitze zu steigen. Die Leute kommen ja auf die wildesten Ideen für gute Fotos. Aber wer das macht, muss wohl lebensmüde sein.
Nachdem wir die beeindruckende Landschaft eine Weile genossen haben, spazieren wir zurück zum Parkplatz. Dabei bin ich immer darauf bedacht, nach Links und rechts zu schauen – es könnte ja eine Schlange aus dem Gebüsch kommen. Ich weiß, ich bin da ein wenig paranoid.
Wir folgen der Great Ocean Road durch eine lange, grüne Ebene. Hier gibt es zum Glück nur noch wenige Kurven. Wir brauchen nicht lange warten und es folgt bereits der nächste Aussichtspunkt „Loch Ard Gorge“ im direkt an den Twelve Apostles Marine National Park grenzenden Port Campbell National Park. Ein großer Carpark bietet abermals Platz für zahlreiche Autos, Camper und Busse.
Auch hier heißt es wieder einige hundert Meter durch die Landschaft laufen. Gras und Büsche ragen an dem befestigten Weg empor. Die paar Schweißperlen auf meiner Stirn lassen sich aufgrund meiner Angst vor Schlangen nicht ganz vermeiden, aber ich setze tapfer einen Schritt vor den anderen.
Es sind nur wenige hundert Meter, bis wir einen Blick über die berühmte Schlucht werfen können. Wellen peitschen unten gegen die Felsen und die Landschaft ist wirklich atemberaubend schön. Leider ist die Mittagszeit nicht optimal für diesen Besuch, denn die Sonne scheint senkrecht und wird vom Wasser reflektiert, so dass wir die Höhle von unserem Aussichtspunkt aus, kaum richtig zu sehen bekommen.
Wir folgen dem eingezäunten Wanderpfad und kommen zum Aussichtspunkt „The Razorback“. Dieses ist ein natürlicher (Lehm)fels, der aus der Bucht in das Meer hinausragt. Bei dem Anblick können wir uns gut vorstellen, dass dieser „Naturberg“ nicht über Jahrhundertelang den Naturgewalten von Temperatur, salzhaltiger Luft, Regen und den Wellenbewegungen standhalten kann. Wirklich sehenswert sind die unebene Oberfläche und ein rundes Loch, im oberen Teil des im Felsens. Auf einer Tafel werden die Hintergründe dieses Hügels erklärt.
Langsam spazieren wir zum Parkplatz zurück. Von hier aus sind es nur noch wenige Kilometer bis zum nächsten größeren Städtchen. Kurz vor Elf erreichen wir Port Campbell. Hier drehen wir eine Runde durch die Ortschaft. An einer kleinen Bucht finden wir einen Parkplatz und gehen ein Stück Richtung Meer. Die Sonne brennt vom Himmel und der schmale Wanderpfad wird von Büschen gesäumt. Auf halben Wege kehren wir um, da uns außer der Blick auf das Wasser nichts spannendes in´s Auge fällt.
Weiter geht es über die unspektakuläre Hauptstraße von Port Cambell, wo es kleine Versorgungsmöglichkeiten und Restaurants gibt. Ab hier folgen wir der C164 Richtung Timboon. Wir haben beschlossen unseren Rückweg nicht entlang der Great Ocean Road anzutreten, sondern eine Route durch das Inland zu wählen. So nehmen wir Abschied von der Küstenstraße und machen uns auf den Weg. Wenn du die Great Ocean Road übrigens nicht mit dem Auto oder Camper besuchen willst, werden auch Tagesausflüge per Helikopter angeboten. Klingt spannend oder? Einen Erfahrungsbericht findest du bei unserer Bloggerkollegin Fratuschi.com.
Die Landschaft Richtung Norden ist relativ gleichbleibend grün, leicht hügelig und wird immer wieder von Bäumen durchzogen. Die Straßenverhältnisse auf der Great Ocean Road waren schon nicht bombig, hier sind sie teils grauenhaft. Immer wieder müssen wir darauf achten, nicht durch die tiefen Schlaglöcher zu fahren oder die tiefen Risse in der Straße zu umfahren. Das mag sicher an den starken Temperaturschwankungen liegen.
Auf der Fahrt Richtung Colac kommen immer wieder Abschnitte mit vielen Eukalyptusbäumen. Das Aroma dringt bis in das Fahrzeug – richtig angenehm. Leider sichten wir keine weiteren Koalabären.
Kurz vor Colac machen wir einen Abstecher. Die Landschaft verändert sich zusehends, denn diese Gegend ist bekannt für sein vulkanisches Gebiet. 17 Kilometer nordwestlich von Colac, in Alvie, liegt das Red Rock Scenic Reserve mit seinem gleichnamigen Lookout.
Ein großer Platz mit ausreichend Platz zum Parken wartet auf uns. Außer uns steht lediglich ein anderes Auto am Aussichtspunkt. Wir erklimmen den roten Hügel und bekommen einen wunderbaren 360 Grad Blick über die grüne, hügelige Landschaft. Ganz in der Nähe liegt übrigens ein Rastplatz mit Picknickplätzen, Spielplatz und öffentlichen Toiletten.
Gegen halb Eins erreichen wir Colac. Eine unscheinbare Kleinstadt mit einer belebten Hauptstraße. An der ersten Tankstelle im Ort, ist das Dach für unser Wohnmobil zu niedrig, so dass wir mehr als glücklich sind, als an der Ortsausfahrt noch eine weitere Tankstelle folgt. Hier ist das Dach höher und wir können unser durstiges Gefährt befüllen.
Von hier aus folgen wir dem Princess Highway über 75 Kilometer, zurück bis Geelong, von wo aus wir die altbekannte, unspektakuläre Strecke Richtung Melbourne zurück fahren. Je näher wir der Großstadt kommen, desto mehr Verkehr kommt auf.
In einer langen Fahrzeugschlange durchqueren wir Melbourne auf dem Westgate Freeway. Es dauert nicht lang und auf der linken Seite kommt die Skyline der Stadt in Sicht. Das ein oder andere Gebäude erkennen wir aus der Entfernung wieder. Wir kommen nur schrittweise vorwärts und beschließen deshalb die Autobahn einige Abfahrten eher zu verlassen.
Kurz vor Dandenon kehren wir dem Freeway den Rücken und folgen dem South Gippsland Highway. Hier müssen wir zwar nicht wegen dem starken Verkehr immer wieder anhalten, aber auf der Strecke gibt es unzählige Ampeln, die ein schnelles Vorankommen unmöglich machen. Aber wir haben ja Zeit. Ab Cranbourne entspannt sich die Verkehrslage zusehends und wir fahren weiter Richtung Küste. In Tooradin haben wir sie schließlich wieder erreicht und das Meer kommt wieder in Sicht.
Kurz hinter Tooradin erreichen wir auch wieder unsere ursprünglich geplante Route und so setzen wir unseren Weg ganz gemütlich fort. Die Landschaft ist relativ unspektakulär. Wiesen und Alleen von Eukalyptusbäumen werden von kleinen Ortschaften abgelöst.
Da wir unsere kommenden Übernachtungsplätze alle spontan auswählen werden, sind wir uns nicht sicher, wie die Ausstattung vor Ort sein wird. Deshalb folgen wir in der Ortschaft Meeniyan dem ausgeschilderten Weg zum „Dumppoint“.
Bisher gab es wesentlich weniger ausgeschilderte Dumppoints, im Vergleich zu Neuseeland, aber trotzdem ist es auch hier in Australien, überhaupt kein Problem, Entsorgungsstationen zu finden. So auch in Meeniyan, wo direkt an einem Sportplatz gelegen ein sehr gepflegter, kostenloser Dumppoint liegt.
Wir entsorgen unser Abwasser und setzen unseren Weg fort. Inzwischen liegen schon einige Kilometer hinter uns, aber ein Stück wollen wir noch. Für morgen steht der Wilsons Promontory National Park auf unserem Programm und dafür planen wir eine möglichst kurze Anfahrt.
Einige Kilometer vor Foster weist ein schmales, unscheinbares, braunes Schild auf einen Scenic Lookout hin. Den nehmen wir natürlich mit. Ein kurzer Weg führt bis zum Aussichtspunkt. Hier gibt es einen netten Picknickplatz und eine Aussichtsplattform. Wir bekommen einen weiten Blick über die Landschaft und bis hin zum Meer. Leider ist der größte Teil des Lookouts von Büschen und Bäumen umgeben und ein Stromkabel durchzieht die freie Sicht von der Plattform aus.
Knapp zehn Kilometer hinter Foster, vor den Toren des Örtchen Toora, finden wir, gegen halb Sechs unseren perfekten Übernachtungsort in der Franklin River Reserve Rest Area. Es stehen schon einige Camper auf dem Gelände verteilt, aber wir bekommen noch ein wunderschönes Plätzchen direkt am Fluss. Nach einem kleinen Spaziergang über den Platz, essen wir zu Abend und machen es uns gemütlich. Ich bin schon sehr gespannt, auf den morgigen Besuch im National Park.
gefahrene Strecke: 455 Kilometer
Franklin River Reserve Rest Area
GPS: -38.652725, +146.299332
kostenlos
♥♥♥♥♥ Das Franklin River Reserve liegt direkt am South Gippsland Highway in Toora (Victoria). Der Platz liegt super für eine Fahrt in den Wilsons Promontory National Park.
♥♥♥♥♥ Die Anfahrt ist durchweg geteert, erst der Weg in der Rest Area ist mit einer dünnen Schicht Kies ausgelegt, worauf aber sehr gut zu fahren ist. Die Anfahrt zu einigen Wiesen-Stellplätzen sind zum Teil sehr steil.
♥♥♥♥ Auf der Rest Area gibt es Toilettenhäuschen und Mülleimer. Je Ebene gibt es ein überdachten Picknickplatz und einige Firepits.
♥♥♥♥ Die Stellplätze liegen auf zwei Ebenen verteilt. Zwei weitläufige Wiesen bieten ausreichend Platz für Camper. Die untere Wiese ist zum Teil schräg, es gibt aber genügend ebene Plätze. Diese liegen teils direkt am Fluss, unter Bäumen oder auf Lichtungen. Auf der unteren Ebene in der Nähe der Toilettenhäuschen sind kaum Verkehrsgeräusche zu hören.
♥♥♥♥♥ Bei unserem Besuch war die Rest Area des Franklin River Reserves sehr gepflegt und es lag kein Müll herum. In die sanitären Anlagen haben wir nur einen kurzen Blick geworfen, da war alles in Ordnung.
♥♥♥♥♥ Da dieser wunderschöne Platz kostenlos ist, ist es ein unschlagbares Preis Leistungs Verhältnis. Ganz sicher einer der schönsten kostenlosen Plätze, auf denen wir in Australien übernachtet haben.