Australien Ostküste • Tag 5 • Toora → Orbost
Im Wilsons Promontory Nationalpark
Reisedatum: 14.11.2015
Um neun Uhr verlassen wir den wunderschönen, ruhigen Übernachtungsplatz im Franklin River Reserve und fahren zurück bis Foster. Hier biegen wir südlich ab und fahren zwischen Wiesen, Feldern und Wäldern, bis zum etwa dreißig Kilometer entfernten Eingang des Wilsons Promontory Nationalparks.
Nach der Einfahrt in den Park ändert sich die Landschaft vorerst nicht großartig, denn die Straße wird gesäumt von dichten Büschen und Bäumen. Hin und wieder gibt es kleine Haltebuchten oder Parkplätze, von wo aus Wanderwege starten. Wir folgen der Wilsons Promontory Road und erst nach einer ganzen Weile wird die Landschaft abwechslungsreicher und wir können in der Ferne schon Hügel erahnen. Auf der Strecke kommen regelmäßig Warntafeln mit Wombats, Kängurus, Strauße oder Koalabären.
Das dichte Buschland wird abgelöst von einem ehemaligen Waldbrandgebiet, ehe es wenige Kilometer später erneut grün wird. Bisher beeindruckt uns der Park noch nicht wirklich. Ich muss zugeben, dass wir durch die unbeschreiblichen Nationalparks in Nodamerika ganz schön verwöhnt sind. Aber warten wir mal ab, was ‚The Prom‘ noch für uns bereit hält.
Die bewaldeten Berge im Hintergrund der Buschlandschaft rücken langsam näher. Hin und wieder überholen uns Fahrzeuge oder kommen vereinzelt entgegen, aber im Großen und Ganzen ist hier nicht viel los. Die Wilsons Promontory Road steigt an und windet sich einen Berg hinauf. Auf der Strecke bekommen wir einen weiten Blick über die Wiesen- und Buschlandschaft.
Als wir über die Bergkuppe fahren ist auf der anderen Seite bereits das Meer zu sehen. Blau funkelt das Wasser zwischen den Büschen und Bäumen hindurch. Die Strecke bleibt abwechslungsreich, aber auch relativ kurvig. Erneut geht es einen Berg hinauf und wieder bekommen wir eine gigantische Aussicht. Leider gibt es hier nur sehr wenig, bis gar keine Haltemöglichkeiten.
Wieder funkelt das Meer direkt vor uns. Endlich kommt eine Haltebucht, wo wir auch direkt einen Stopp einlegen. Vor uns parkt ein kleines Auto. Eine Gruppe von Menschen kommt die Straße hinauf spaziert und wir sind etwas verwundert. Die ganzen Personen passen doch niemals alle in das kleine Auto. Aber wir sehen und staunen. Ich zähle sie ehrlich nicht, aber es sind wirklich einige Erwachsene und Kinder, die sich da auf die gesamte Innenfläche des Autos verteilen. Wir kommen in den nächsten Minuten nicht aus dem Lachen raus.
Eigentlich ist unser erstes Ziel der Mount Oberon. Leider ist die Zufahrtsstraße gesperrt und nur mit einem Shuttle Bus zugänglich. Dieser startet in Tidal River. So kehren wir schweren Herzens um und machen uns auf den Weg.
In Tidal River gibt es neben einem Visitor Centre, einen gleichnamigen Campingplatz und einen riesigen Parkplatz. Als wir das Zentrum des Wilsons Promontory Nationalparks wenig später erreichen, trauen wir unseren Augen nicht. So wenig auf der Straße im Park los ist, hätten wir niemals mit so einem Ansturm hier, in Tidal River gerechnet.
Autos und Camper reihen sich aneinander, überall laufen Menschen herum und auch nach drei Runden finden wir keinen Parkplatz. Wir wären sehr gerne bis zu einigen Aussichtspunkten oder bis zum Norman Beach gelaufen. Die Parkplatzsuche ist gerade allerdings zwecklos und so verlassen wir Tidal River ebenfalls wieder unverrichteter Dinge.
Auf der Rückfahrt über die Wilsons Promontory Road reißt langsam die Wolkendecke auf und wir wollen jetzt an einigen sehenswerten Aussichtspunkten und kurzen Wanderwegen Halt machen. Direkt den ersten Parkplatz fahren wir an und machen uns auf den zweihundertfünfzig Meter langen Fußweg zum Squeaky Beach. Als wir den Strand erreichen bemerken wir sofort, wieso er seinen Namen trägt. Es ist tatsächlich so, dass der Sand unter den Schuhen quietscht. Ein sehr lustiges Erlebnis.
Wir spazieren ein wenig am Strand entlang, schauen uns fasziniert die riesigen, abgerundeten Felsformationen an und beobachten einen Kajakfahrer, der sich in die Fluten stürzt. Der Wind ist heute relativ frisch und so kehren wir bald zum Camper zurück. Am nächsten Aussichtspunkt halten wir an und werden mit einer tollen Aussicht über die Bucht, auf Inseln und auf einen Wald belohnt.
Wenige Meter weiter liegt auch schon die nächste Haltebucht, der Norman Lookout. Hier können wir direkt auf die vorgelagerte Insel Norman Island schauen. Ein kurzer Blick genügt hier allerdings und wir fahren weiter.
Als nächstes zweigt die Einfahrt zum Parkplatz der Picnic Bay ab. In der Parkmap stehen dreihundertfünfzig Meter Fußweg, deshalb nehmen wir auch diesen Strand mit. Der Parkplatz ist verlassen und wir machen uns auf den Weg und gehen über den relativ unebenen Trampelpfad. Der Weg zieht sich und geht ganz schön steil bergab. Uns graut schon vor dem Rückweg, denn inzwischen brennt die Sonne ganz schön vom Himmel. Aber der Ausblick über die Bucht ist wirklich traumhaft und so folgen wir dem Pfad.
Unten angekommen liegt der Strand der Picnic Bay vor uns. Was ein Anblick: Weißer Sand, blaues Wasser, Menschenleer. Uns wird mal wieder bewusst, was wir für ein riesiges Glück haben, das hier erleben zu dürfen. Wir genießen den Anblick eine Weile und machen uns langsam auf den mühsamen Rückweg.
Wir fahren weiter, biegen aber bereits kurze Zeit später wieder ab. Auch den Parkplatz der Whiskey Bay finden wir verlassen vor. Wir laufen ein paar Meter und genießen auch hier den Blick auf das Meer.
Auf dem Rückweg zur Hauptstraße müssen wir herzhaft lachen. Da hat jemand die Straßenschilder auf eine sehr witzige Weise ‚verschönert‘.
Die nächsten Aussichtspunkte sind jeweils nur mit etwas längeren Wanderungen zu erreichen und so halten wir erst wieder am Darby River. Hier gibt es einen großen Parkplatz und schöne Picknickplätze. Von hier aus startet ein Wanderweg zum Darby River Beach.
Kurz nach Mittag verlassen wir den Nationalpark und machen uns auf den Rückweg Richtung Foster. Neben einer Library (kostenloser Internetzugang) gibt es außerdem am Ortseingang eine BP-Tankstelle mit Dumppoint. Diese Gelegenheit nutzen wir und entlassen unser Abwasser.
Wir passieren wieder unseren letzten Übernachtungsplatz im Franklin River Reserve. Gerne würden wir hier noch eine Nacht verbringen, aber wir müssen ja weiter kommen. Wenig später erreichen wir Toora. Am Ende der Ortschaft folgen wir der Sillcocks Hill Road zum Scenic Lookout. Von hier aus bekommen wir einen weiten Ausblick über die Landschaft.
Nach einer kurzen Pause folgen wir der Bergstraße zwischen Bäumen und Wiesen entlang, bis zum Agnes Falls Scenic Reserve. An der Hazel Park Road sind die Wasserfälle ausgeschildert und so biegen wir rechts in die Agnes River Road. (Als Hinweis: Die nächste Abzweigung ist jedoch nicht ausgeschildert, hier geht es rechts entlang). Wenige hundert Meter später haben wir den Carpark vom Hazel Park erreicht, wo nur ein weiteres Auto parkt.
Die Anfahrt ist auch für unser Wohnmobil kein Problem. Die Strecke ist durchgängig geteert und gut befahrbar. Der Carpark ist auch gleichzeitig ein schöner Picknickplatz unter großen Eukalyptusbäumen. Ein überdachtes Häuschen beherbergt einige Informationen zu Flora und Fauna in der Region.
Vom Carpark aus, spazieren wir etwa zweihundert Meter unter den mächstigen Eukalyptusbäumen hindurch. Noch können wir die Wasserfälle nicht sehen, aber je näher wir kommen, desto lauter wird das Rauschen. Parallel zum Weg schlängelt sich der Agnes River.
Kurz bevor wir den Aussichtspunkt erreichen, wird der Weg etwas schmaler und der Wald lichtet sich. Dafür wird es etwas felsiger. Ein Pärchen kommt uns entgegen und so haben wir den erreichten, schmalen Aussichtspunkt ganz für uns alleine. Der Hazel Park ist übrigens ein wahres Vogelparadies und so zwitschert es überall, in den unterschiedlichsten Tönen und Melodien.
Das Wasser der Agnes Falls fällt über mehrere Stufen hinab und ist relativ breit. Leider verdeckt der ein oder andere hochgewachsene Baum die freie Sicht auf das Naturschauspiel. Aber auch so lohnt sich der Besuch des imposanten Wasserfalls.
Wir genießen den Anblick eine Zeit lang. Irgendwann kommt meine Spinnenphobie wieder hoch und ich wittere in jeder Felsspalte – direkt neben uns – jede Menge australische Spinnen. So dränge ich Christian zum Aufbruch und wir gehen langsam zurück.
Am Parkplatz drehen wir noch eine Runde über den Platz und suchen die Eukalyptusbäume nach Koalabären ab. Immerhin ist hier jede Menge Platz und Ruhe, aber leider will sich uns keines der Pelztiere zeigen. Also setzen wir unsere Fahrt fort.
Nach diesem lohnenden Zwischenstopp kehren wir auf unsere ursprüngliche Route zurück und fahren durch eine unscheinbare Landschaft. Die Straßen sind gesäumt von Eukalyptusbäumen – leider können wir keine Koalabären entdecken. Wir fahren über den South Gippsland Highway durch Yarram und weiter Richtung Sale.
Kurz hinter der Ortschaft Longford gibt es die Möglichkeit für einen Abstecher zu einer Swinging Bridge, sowie wenig später zu einem Spaziergang über einen Bordwalk.
Unsere Fahrt geht weiter durch eine unspektakuläre Landschaft nach Bairnsdale. Hinter dem Städtchen biegen wir rechts ab und folgen dem Princes Highway. In der kleinen Ortschaft Swan Reach liegt hinter der Brücke (an der Tambo Upper Road) ein netter Picknickplatz, der zu einer Pause einlädt.
Als der Highway wieder an die Küste führt, wird die Strecke wieder schöner. In Lake Entrance gibt es direkt an der Esplanade ein Restaurant neben dem anderen und außerdem ist hier auch wieder ein Woolworths zu finden. Wenig später entfernt sich die Straße allerdings schon wieder vom Wasser.
Wir wollen jedoch noch ein kleines Stück weiter kommen. Einige Kilometer vor Nowa Nowa gibt es die Möglichkeit für einen Abstecher zur historischen Stony Creek Trestle Bridge, einer alten Eisenbahnbrücke. Leider ist die Strecke nicht geteert und führt durch ein Waldgebiet, was wir aufgrund des noch feuchten Bodens lieber vermeiden. Wenige Kilometer später passieren wir das unspektakuläre Örtchen Nowa Nowa, wo wir dem Princes Highway weiter Richtung Osten folgen.
Wenige Kurven später biegen wir rechts ab und machen uns auf den Weg zu unserem geplanten Campingplatz “Glasshouse Campground am Lake Tyers”. Schnell merken wir jedoch, dass die Anfahrt nicht so entspannt verlaufen wird, denn wir müssen durch ein Waldgebiet, welches in den letzten Tagen von einer Menge Regen befallen wurde.
Das die Straße äußerst schmal ist, erschwert die Fahrt noch weiter. Also kehren wir bei der nächsten Gelegenheit schweren Herzens um, denn diese Straße ist wirklich nichts für Wohnmobile wenn es in den letzten Tagen geregnet hat.
Auf unserer Rückfahrt kommt mal wieder ein Känguru aus dem Wald geschossen und überquert die Straße. Damit muss man hier in Australien wirklich jeder Zeit rechnen, wenn man nicht gerade in einer größeren Stadt unterwegs ist. Denn die Kängurus sind wirklich unglaublich schnell und man sieht sie quasi erst, wenn sie schon auf der anderen Straßenseite im Wald verschwinden.
Zurück am Highway geht es weiter. Wenige Kilometer entfernt kommt auf der rechten Seite die Hospital Creek Restarea, wo wir uns theoretisch hinstellen könnten.
Wir haben noch früh genug, um weiter zu fahren, allerdings zieht sich die weitere Fahrt durch eine unscheinbare Landschaft. Weit und breit kommt nichts Sehenswertes. Viele Kilometer entfernt kommt erneut eine Powernap-Area.
Kurz vor dem Städtchen Orbost zeigt uns der Galileo Pro App weitere Campingplatz-Möglichkeiten auf der Lockend Road. Auf dieser Landwirtschaftsstraße gibt es allerdings keine Übernachtungsmöglichkeiten. Also kehren wir um und folgen weiter dem Highway.
Die nächste Rest Area, einige Kilometer hinter Orbost, ist dann jedoch endlich unsere. Wir ergattern sogar noch einen der letzten freien Plätze. Wir stehen genau gegenüber von einem anderen Camper, dessen Besitzer gerade am Picknickplatz grillen. Wir fragen netterweise kurz, ob es für sie in Ordnung geht, dass wir uns so dicht gegenüber stellen, aber wie die Australier so sind – ganz relaxt und gar kein Problem.
Inzwischen ist es fast dunkel und wir richten uns für den Feierabend ein. Die üblichen Aufgaben werden erledigt, wir kochen und relaxen. Erst im Laufe des morgigen Tages fällt mir auf, dass ich gerade einen blöden Fehler mache.
gefahrene Strecke: 482 Kilometer
Murrungowar Rest Area
GPS: -37.689339, +148.618439
kostenlos
♥♥♥ Die Rest Area liegt auf einer Lichtung direkt am Princes Highway, Cabbage Tree Creek, (Victoria) und ist nett angelegt. Nur ein paar Bäume trennen den Rastplatz von der Straße, so dass die Verkehrsgeräusche nicht unerheblich sind. In der Nacht lässt der Verkehr zum Glück etwas nach. Die Anfahrt ist lagebedingt kein Problem.
♥♥♥♥ Die Murrungowar Rest Area hat eine große Anzahl an schönen Picknickplätzen (mit Feuerstelle?). Außerdem gibt es ein Toilettenhäuschen. Ansonsten gibt es keinerlei Ausstattung.
♥♥♥♥ Der Platz ist relativ eben und bietet Platz für mindestens fünf Camper. Der Rastplatz ansich ist von Bäumen umgeben, die einzelnen Stellplatzmöglichkeiten sind jedoch nicht voneinander abgetrennt.
♥♥♥♥♥ Bei unserem Besuch war der Rastplatz sehr sauber und es lag fast kein Müll herum.
♥♥♥♥♥ Eine nette, kostenlose Übernachtungsmöglichkeit für eine Nacht.