Angst auf Reisen: Die Angst reist mit
Die Landschaft, das Wetter, tolle Fotos und eine Menge Tipps – das sind die Standard-Inhalte aus den Erzählungen oder Posts, die während oder nach der Reise entstehen. Von Angst ist sehr selten die Rede. Heute wird es persönlich, denn ich werde mal von meinen Ängsten auf Reisen erzählen. Nicht alles ist unterwegs immer nur positiv.
Tabuthema Angst auf Reisen
Ist man auf Reisen so euphorisch und damit immun gegen die Angst? Im Folgenden findest du meine Ängste auf Reisen und wieso sie mich trotzdem nicht vom Reisen abhalten.
Die meisten Menschen haben vor irgendetwas Angst!
Viele geben es nur nicht offen zu.
Ich gebe zu, ich bin ein Angsthase oder eine Bangebuxe, wie meine Oma früher gesagt hätte. Wovor kann man denn auf Reisen alles Angst haben? So ziemlich vor allem! Okay, so schlimm ist es bei mir wirklich nicht. Aber ich bin schon extrem vorsichtig auf Reisen und ein absoluter Sicherheitsmensch.
Eine Leserin schrieb uns vor einiger Zeit eine Email und berichtete, dass sie ganz schreckliche Angst vor Spinnen und Schlangen hat. Irgendwo auf unserem Blog hat sie gelesen, dass es mir ähnlich geht und wie das denn in Amerika gewesen sei. Diese Email hat mich dazu bewogen, mich diesem Thema zu stellen und euch den Angsthasen Tanja vorzustellen.
Spinnenphobie auf Reisen
Angst vor Spinnen würde ich es nicht nennen, aber ich habe ein riesengroßen Ekel vor diesen Tieren. Wobei Angst und Ekel für mich sehr nah beieinander liegen, denn ich habe Angst davor, diesen unangenehmen Tieren zu begegnen. Alleine das Foto einer Vogelspinne lässt mich erzittern. All so Krabbelzeugs finde ich nicht so toll, wobei Spinnen (nicht die kleinen mit den dünnen Beinen) schon an oberster Stelle stehen.
Ich gebe zu, dass diese Tiere ein Grund waren, wieso mich Australien bis vor kurzem, überhaupt nicht gereizt hat. Ebensowenig, wie südamerikanische Gebiete oder ein Dschungel. Als wir auf unserer kleinen Weltreise Australien quasi auf dem Weg liegen hatten, war für uns trotzdem klar, dass wir einen Stopp dort einlegen werden.
Ich habe mich enorm auf Amerika und vor allem Neuseeland gefreut, wobei es in Nordamerika durchaus auch große Spinnen gibt. Jedoch sind wir dort (toi toi toi) noch keiner begegnet. Australien wurde bei mir vorher irgendwie ausgeblendet. Als wir dann dort waren, war es ein ebensolches Land, wie man überall liest: traumhaft und einzigartig. Und wir haben keine einzige Spinne gesehen – zum Glück. Aber die Angst davor einer Spinne oder Tarantel (alleine dieses Wort zu schreiben bereitet mir Gänsehaut) zu begegnen, hat mich während der Reise natürlich begleitet. Besonders auf Wanderungen oder während der Dämmerung , wenn wir noch draußen gesessen haben. Trotzdem habe ich mich nicht unterkriegen lassen.
Solange ich keines dieser Tiere sehe, ist alles in Ordnung. Natürlich weiß ich: Sie sind da, irgendwo. Aber alles ist gut, solange ich keine Spinne sehe. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mit einer Freundin in Thailand auf einer Art Floss übernachtet habe. Durch die Holzplanken im Boden, konnten wir das Wasser unter uns sehen, das schummrige Licht leuchtete die Ecken nicht richtig aus und das Bad war für mich die reinste Katastrophe. In dem Fall gab es für mich zwei Möglichkeiten: a) Hier übernachte ich nicht und eine (teure) Möglichkeit zu finden, die Gruppe zu verlassen und in ein Hotel zu fliehen oder b) Augen zu und durch. Ich habe mich für die Variante B entschieden und somit der Herausforderung gestellt. Ich habe mich rein auf die Dinge konzentriert, die ich gerade gemacht habe und ganz wichtig, nicht genau hingeschaut. Ich habe in keine Ecke, nicht unter die Bettdecke und erst recht nicht unter das Bett geschaut.
Häufig heißt es: „Überwinde deine Angst“. Dem stimme ich bedingt zu. Bedingt nur, denn du sollst dir jetzt keine Vogelspinne auf die Hand setzen, um deine Angst oder den Ekel vor Spinnen zu überwinden – denn das würde ich ebenfalls für kein Geld der Welt tun. Aber überlege dir bei deiner Angst, wie sie sich umgehen lässt. Vermeide zum Beispiel Gebiete, wo sich die Spinnen am liebsten aufhalten, halte die Fenster ohne Fliegengitter geschlossen und meide die Dämmerung.
Angst vor Schlangen auf Reisen
Ähnlich war es mit der Angst vor Schlangen. Die Tiere finde ich entgegen der Spinnen sogar spannend und mag es, sie zu beobachten. Freunde von uns haben eine Schlange, die ich sogar schon gestreichelt habe. Aber in fremden Ländern weiß man nie, welche Schlange man gerade vor sich hat und alleine dieses Unwissen, ist sie nun giftig oder nicht, sorgt bei mir schon für Panik.
Lange Wanderung wären für mich in Australien undenkbar, auch in Amerika mache ich sie nur mit äußerster Vorsicht. In unserem Urlaub 2009 habe ich nur wenige Meter von einer klappernden Klapperschlange entfernt gestanden. In Australien huschte am vorletzten Tag eine schwarze Schlange – nur wenige Meter entfernt – an uns vorbei. In dem Moment ansich blieb ich ganz ruhig, aber es waren auch immer ortskundige Menschen in der Nähe oder wir hatten – wie in Australien – den Camper als Rückzugsort direkt neben uns. Ich bin mir nicht sicher, wie ich reagieren würde, wenn wir mitten auf einem Feld einer Schlange begegnen würden.
Wenn du nach Australien reist, weißt du genau: Es gibt Spinnen und Schlange. Das heißt aber noch lange nicht, dass du einer begegnen musst. Du musst ja nicht gerade in der Wüste spazieren gehen oder in Felsspalten herumkrabbeln. Und selbst wenn du einer begegnen solltest – in Australien gibt es so viele Touristen, denen nichts passiert ist. Lass dir durch die Angst das Reisen nicht verderben.
Angst vor Bären auf Reisen
In Kanada oder auch Amerika verlaufen die Wanderwege mitten durch die Wildnis. Hier kann es theoretisch sein, dass hinter jedem Baum ein Bär lauert. Wanderungen mit Nervenkitzel bezeichne ich die Erlebnisse dort. Bisher sind wir auf Wanderungen keinem Bären begegnet, wie zig tausende Touristen ebenfalls. Aber auch hier weiß man wieder „Sie sind da“. Die Landschaft in Nordamerika ist allerdings so schön, dass es viel zu schade wäre, sie nicht zu erkunden.
Einige sagen: „Kauft euch ein Bärenglöckchen.“ Aber Entschuldigung, was soll so ein kleines Glöckchen gegen einen Bären anrichten? Unterhalte dich laut oder sing Lieder. Vor allem aber informiere dich vor Antritt der Wanderungen zum einen was du tun sollst, wenn du einem Bären begegnest und zum anderen informiere dich im Visitor Center, da die meisten Bären in den National Parks gechipt sind, haben die Parkranger einen sehr guten Überblick, wo sich die Bären aufhalten.
Als wir 2012 am Lake Louise waren, stand am Start des Wanderwegs zum Beispiel eine Parkrangerin, die darauf geachtet hat, dass man in einer Gruppe von mindestens vier Leuten los wandert, da Bären in der Gegend waren. Immer wieder wird auch das Bärenspray erwähnt. Das bringt wohl eindeutig mehr, als das Bärenglöckchen. Allerdings ist es wohl auch eher eine Beruhigung des Gefühls, denn so nah, dass das Spray zum Einsatz kommen kann, kommen wohl nur die wenigsten Touristen einem Bären. Vermeide offene Lebensmittel mitzuführen, denn dieser Geruch kann Bären tatsächlich anlocken. Lass dich vorab nicht verrückt machen und genieß die Landschaft.
Angst vor Einbrüchen und Überfallen
Wenn man sich vor der Reise über das jeweilige Reiseland informiert, kommen auch unweigerlich Berichte oder Kommentare zum Vorschein, wo im Camper eingebrochen wurde, wo nachts jemand an die Tür klopft oder andere unheimliche Geschichten.
Gefeit ist man vor solchen Dingen niemals, egal wo man sich befindet. Selbst zuhause kann eingebrochen werden. Aber auf Reisen hat man eben alle wichtigen Dinge an einem Ort und daher bin ich dort viel vorsichtiger. Wir nehmen grundsätzlich die wichtigsten Dinge und Wertsachen mit, wenn wir den Camper/das Hotel verlassen. Dabei ist egal, ob wir zum Strand gehen, ob wir einkaufen gehen oder wandern. Außerdem bevorzugen wir halbwegs sichere Reiseländer und hören bei der Wahl unserer Übernachtungsplätze unter anderem auf unser Bauchgefühl.
Wenn ich an die Geschichte von Isa denke, die sie uns in dem Wildcamping – Interview erzählt hat, da hatte ich selbst beim Lesen Gänsehaut und möchte erst recht nicht vor Ort in ihrer Haut gesteckt haben. Sicher hatten wir auch mit dem Wohnmobil schon Übernachtungsorte, wo wir uns in einigen Situation nicht wohlgefühlt haben, dennoch würden wir das Camping deshalb nicht sein lassen. Solche Plätze sind eindeutig die Ausnahme auf unseren Reisen.
Angst vor dem Fliegen
Reiseblogger und Flugangst, wie passt das bitte zusammen? Ich muss zugeben, ich kann die Flüge, die ich in meinem Leben schon hinter mich gebracht habe, schon lange nicht mehr zählen. Doch gerne fliege ich nicht. Es ist jetzt nicht so, dass ich schweißnassgeschwitzt das Flugzeug besteige, und wenn ich einmal in der Luft bin und es keine Turbulenzen gibt, bin ich auch ganz entspannt. Aber Starts, Landungen und Turbulenzen – und seien es nur kleine Luftlöcher – sind mir im Flugzeug mehr als verhasst. Augen zu und durch ist da mein Motto, denn aussteigen geht dann nicht mehr.
Bei richtiger Flugangst, die sich nicht überwinden lässt, gibt es zum Beispiel noch viele andere Reisearten, die dich von A nach B kommen lassen. Klar, dauert das länger und die Fernziele solltest du dann nicht unbedingt auf deinen Reiseplan setzen. Trotzdem kannst du mit Flugangst auch ganz wunderbar ohne Flugzeug reisen. Alternativ kannst du es mal mit einem Seminar für Flugangst versuchen.
Angst vor einem Terroranschlag
Ich muss zugeben, dass relativ neu auch diese Sorge in meinem Kopf herumschwirrt. Klar, sicher ist man auch zuhause in seinen vier Wänden nicht. Aber es ist ganz klar, dass Großstädte anfälliger für Anschläge sind, als ländliche Regionen. Ich liebe es durch die Kölner Innenstadt zu schlendern oder in anderen Städten Sightseeing zu machen. Zur Zeit tue ich das trotz der Sorge vor Anschlägen. Dennoch nur mit einem unguten Gefühl.
Angst auf Reisen
Wie du siehst, schalte ich auch auf Reisen meine Ängste und Sorgen nicht aus. Die Angst reist mit. Dennoch ist die Angst für mich absolut kein Grund nicht zu reisen. In gewisser Weise mag ich Herausforderungen und so gesehen stelle ich mich ihnen auf jeder Reise neu.
In der Regel ist es so, dass die Angst in unserem Kopf sitzt und uns von etwas abhält, etwas bestimmtes zu tun. Wenn du die Sorge, diese Angst könnte auftreten, überwindest, wirst du während der Reise feststellen, dass sie vor lauter (neuer) Eindrücke ganz in den Hintergrund. Angst ist kein Grund nicht zu Reisen! Genieß dein Leben, es ist zu kurz um sich Sorgen zu machen.
Wie ist das bei dir mit der Angst auf Reisen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Liebe Tanja
Bin zurzeit unterwegs und habe seit neustem diese Angstgefühle. Es beruhigt mich dass es ein Stückweit normal ist.
Danke fürs aufgreifen dieses Thema.
Vera
Hallo Vera,
vielen Dank für die Rückmeldung. Ich finde ebenfalls, dass das Thema viel zu wenig thematisiert wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Angstgefühle bei Reisenden häufiger vorkommen, als wir das denken. Ich wünsche dir trotz dessen eine wunderschöne Reise und dass du das Beste draus machst.
Viele Grüße,
Tanja
Liebe Tanja,
ein guter Artikel! Ich denke fast jeder Mensch hat vor irgendetwas übersteigerte Angst, aber ich denke, es auch wichtig, festzustellen, was das für einen persönlich ist und sich nicht von Ängsten beherrschen zu lassen.
Ich habe Angst vor der Tiefe in offenen Gewässern. Besonders schlimm war das, als meine Kinder klein waren. Mit einem Baby, das ja nicht schwimmen kann, an Bord einer Fähre zu sein, hat schlimm an meinen Nerven gezerrt. Trotzdem bin ich mit meiner Tochter, als sie 5 Monate alt war, auf Whale Watching Tour in Kanada gegangen. Sie hatte aber eine Babyschwimmweste an und ein Freund war so lieb, sie während der Tour auf den Schoss zu nehmen, damit ich mich ein wenig entspannen konnte. Gegen Ende der Tour habe ich mich sogar ein bisschen entspannt, die Landschaft, die Wale und die langen Wellen, die an die Küste rollen, genossen.
Ich finde, das sind die Dinge, auf die man stolz sein kann, etwas getan zu haben, obwohl man sich gefürchtet hat.
Liebe Grüße,
Stefanie
Hallo Stefanie,
vielen Dank. Da hast du auf der Whale Watching Tour aber wirklich wortwörtlich deine Angst überwunden. Das stelle ich mir mit Baby nicht einfach vor. Finde ich sehr mutig und wirklich toll. Wie du schreibst, man sollte sich eben nicht von den Ängsten beherrschen lassen.
Viele Grüße,
Tanja
Liebe Tanja,
Danke für diesen Artikel. Es ist beruhigend zu lesen dass auch andere Menschen mit den gleichen Ängsten zu kämpfen haben.
Ich liebe Reisen, jedoch fliege ich nicht gerne. Habe keine richtige Flugangst, jedoch habe ich ein mulmiges Gefühl wenn ich in einen Flieger steige. Die Angst hält mich aber nicht vom Reisen ab und das Flugzeug ist halt das schnellste Fortbewegungsmittel für längere Distanzen.
Dein Blog ist wirklich super und deine Artikel sehr interessant. Mach weiter so :)
LG
Anna
Liebe Anna,
vielen Dank für die lieben Worte! Es freut mich sehr, dass dir der Blog gefällt!
Ganz genau so, geht es mir mit dem Fliegen auf. Richtig Angst ist es nicht, aber du hast es richtig beschrieben :)
Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen oder besser gesagt Gefühle!
Viele Grüße,
Tanja
Ein sehr schöner Artikel – ich finde es richtig gut, wenn Reiseblogger auch die Angst mal thematisieren! Muss ich mir merken ;-) Auch ich habe Flugangst, die aber zum Glück immer besser wird. Hast du mal ein solches Seminar dagegen besucht? Ich überlege das … Und klar, die Angst vor so manchem unangenehmen Tier reist natürlich mit. Und wenn ich allein reise auch das Gefühl „Wenn mir jetzt etwas passiert, wird das erst einmal keiner merken …“ Aber wie du am Ende schreibst: Reisen ist so wunderschön, dass man deshalb auf keinen Fall darauf verzichten sollte :-)
Hallo Birte,
ich muss zugeben, dass ich auch nur wenige Artikel gefunden habe, die von dem Thema Angst handeln, daher ist das doch in vielen Fällen normal. Vielen Dank für dein Feedback und das Teilen deiner Erfahrungen!
Viele Grüße,
Tanja