Kanada 2012 • Tag 10 • Der Icefields Parkway im Regen
Fahrt über den Icefields Parkway
Reisedatum: 25.09.2012
Heute war Ausschlafen angesagt. Als wir gegen halb Neun wach wurden, hörten wir schon das Prasseln auf unser Dach – ein ganz neues Geräusch für uns – es war am regnen. Also ließen wir uns Zeit und frühstückten in aller Ruhe. Aufgrund des Wetters und weil wir so wunderbar in der Zeit lagen, haben wir uns gestern schon dazu entschieden, noch einmal auf dem Icefields Parkway zu übernachten. Dieses Mal in der Nähe des Columbia Icefields auf dem Wilcox Campground.
Gegen halb Elf machten wir uns dann auf den Weg. Die Berge waren durch den Nebel wie abgeschnitten. Und es war leider immer noch am regnen. Aber trotz, oder gerade auch weil die Wolken so tief hingen, waren es teilweise grandiose Anblicke, wie die dicken Wolken zwischen den Bergen hingen. Sonst waren wir bisher ja nur strahlend blauen Himmel gewohnt.
Der erste Gletscher kam in Sicht, eine komplett andere Ansicht als gestern. Der weißglänzende Bow Gletscher war kaum wieder zu erkennen. Heute sahen die Gletscher eher bläulich weiß aus. Aber durch die Wolken und den Nebel wirkte alles irgendwie interessant. Der Bow Lake hatte heute eher eine dunkeltürkise Farbe, im Gegensatz zu dem tiefen Blau gestern. Und die gelben Bäume kamen heute mal so richtig gut zur Geltung.
Wir nutzten die kurze Regenpause und machten einen Spaziergang zum Mistaya River. Eigentlich wollten wir noch die 700 Meter weiter, bis zum Waterfowl Lake laufen. Aber es fing wieder stärker an zu regnen und wir hatten keine Regenhosen an.
Den schönen Waterfowl Lake bekamen wir auf der Weiterfahrt aber dann doch noch zu Gesicht. Er ist direkt vom Icefields Parkway aus zu sehen. Eine Haltebucht liegt etwas oberhalb des Sees.
Trotz des Regens hielten wir als nächstes am Mistaya Canyon. Dieser war gut ausgeschildert. Dieses Mal zogen wir erst unsere Regenmontur an und machten uns dann auf den Weg zum Canyon. Die 300 Meter waren kalt und nass, dafür konnten wir prima Tierspuren von Mule Deers und Bären sehen. Zu Gesicht bekamen wir aber wieder mal keine Tiere. Weit und breit waren keine anderen Menschen zu sehen. Uns war schon etwas mulmig zumute, so ganz alleine mitten im Wald. Ich hatte das Gefühl mich starren aus dem Nebel zig Augen an, aber dem war natürlich nicht so – hoffe ich ;) Dafür hatten wir einen tollen Blick in den Canyon – der Weg hat sich gelohnt. Wieder einmal fanden wir beeindruckend, was die Natur so zustande bringt. Solche abgerundete Felsen – Der Anblick ist der Wahnsinn. Wir dachten beeindruckender könnte es kaum sein – wir hatten bis dato noch nicht die Athabasca Falls gesehen. Es war kalt und der Wind frischte auf, so dass wir uns auf den Rückweg zum Parkplatz machten. Kurz bevor wir an unserem Wohnmobil ankamen, waren mal wieder ein paar Raben zu sehen.
Zurück im Trockenen ging es weiter zum Saskatchewan Crossing, der einzigen Versorgungsmöglichkeit auf dem 260 Kilometer langen Icefields Parkway. Wir hatten alles, aber uns interessierten trotzdem die Sprittpreise hier. Einen Blick darauf und die Augen wurden groß: $1,80 pro Liter (normal waren so etwa $1,30). Wow. Weiter ging die Fahrt. Den nächsten Stopp legten wir mal wieder an einem Lookout ein. Hier bekamen wir einen tollen Blick auf den North Saskatchewan River. Wieder einmal waren wir fasziniert, von dem Wolkenspiel. Die Berge im Hintergrund waren nur gespenstisch zu erkennen.
Die Landschaft war so unfassbar toll – trotz des Regens. Nun ist uns klar, wieso der Icefields Parkway als Traumstraße von Kanada bezeichnet wird. Wie muss es hier erst bei strahlendem Sonnenschein aussehen?!
Weiter ging es durch die gespenstische Kulisse, zu den Bridal Veil Falls. Die fielen auf der anderen Seite des Lookouts den Berg hinunter.
Wir kletterten ein wenig über ein paar Steine. Denn wir konnten auch auf unserer Seite ein starkes Rauschen wahrnehmen. Also musste irgendwo in der Nähe ein weiterer Wasserfall sein. Aber den bekamen wir leider nicht zu Gesicht, denn der Abhang wurde immer steiler und ehe einer einen Abgang in die Tiefe macht, kehrten wir zurück zum Wohnmobil.
Anschließend haben wir uns auf den Weg zum Wilcox Campground gemacht, wo wir eine gute Site für die Nacht ausgesucht haben. Anschließend haben wir dann in Ruhe gedumpt. Was sein muss, muss sein. Inzwischen haben wir Übung und es klappt wie am Schnürchen.
Da es noch relativ früh war, sind wir noch ein Stück weiter gefahren. Das Columbia Icefield Centre lag nur zwei Kilometer vom Campingplatz entfernt. Dort sind wir etwas durchspaziert und haben ein paar Souveniers eingekauft.
Der Capuccino war leider ausverkauft, so dass wir beschlossen weiterzufahren und die regenfreie Zeit für einen Spaziergang zum Athabasca Gletscher zu nutzen. Kaum zu glauben, aber nicht nur der Regen hatte aufgehört, sondern auch die Wolken zogen etwas auseinander und da war er – der blaue Himmel.
Von dem großen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Icefield Centers sind wir 500 Meter bis zu dem Athabasca Gletscher hoch gelaufen. Es geht einen kurzen, aber relativ anstrengenden Weg bergauf. Aber der Weg lohnt sich. Es ist sehr beeindruckend, aber auch heftig zu sehen wie schnell der Gletscher, aufgrund des Klimawandel, zurückgeht. Es waren immer wieder Jahresangaben gemacht, wo das Gletscherende sich in welchem Jahr befand. An den Athabasca Gletscher kam man leider, wegen der gefährlichen Eisspalten, nicht ganz ran. Aber trotzdem hat man einen grandioser Ausblick dort oben.
Am späten Nachmittag waren wir schließlich wieder zurück am Wilcox Campingplatz und haben Monopoly gespielt, da es wieder angefangen hatte zu regnen. Während einer anschließenden regenfreien Zeit gab es einen schönen Regenbogen, direkt hinter unserem Stellplatz.
Weitere ausführliche Informationen und Tipps für die Reise über die Traumstraße findest du in unserem Reiseguide Icefields Parkway.
Gefahrene Strecke: 110 Kilometer
Wetter: Es gab immer wieder Regenschauer, war stark bewölkt und nebelig. Aber über einen schlechten Tag wollen wir uns mal nicht beklagen, für morgen war wieder besseres Wetter gemeldet.
Campingplatz:
Wilcox Creek
Icefields Parkway
GPS: 52.218174, -117.178931
CAD16, ohne Service
Site: 6
Fazit Campground:
Der Campingplatz ist terrassenförmig angelegt und liegt wunderschön mit Blick auf die Wiesen. Sehr einfach gehalten und mitten in der Natur – weit und breit gibt es nichts, außer das Columbia Icefield Center. Der Campground hat eine gut sichtbare Self-Registration und war bei unserem Besuch sehr gepflegt. Das Dumpen war kostenlos. Ein toller Platz, wir würden jederzeit wieder kommen. Außerhalb des Sommers sollte man damit rechnen, dass es hier ziemlich kalt werden kann. Schnee ist in dieser Höhenlage nichts ungewöhnliches.
Hallo Tanya,
noch etwas weiter gegraben und festgestellt, dass es sich wohl um die Panther Falls handelt. ;-)
Gruß
Mischa
Hallo Mischa,
vielen Dank für die Aufklärung! Ich habe gerade noch einmal nachgeschaut, da ich mir an dieser Stelle sicher war, dass wir dort ein Schild abfotografiert haben :D Das habe ich sogar mit eingefügt. Jetzt muss ich zugeben, dass ich selbst etwas verwirrt bin und nicht ganz sicher. Die Panther Falls und die Bridal Fail Falls liegen dort nämlich laut Google Maps nebeneinander – jetzt weiß ich nur nicht, welches der Wasserfall auf dem Foto ist :D Die Google Bildersuche hat widersprüchliche Aussagen geliefert. Aber ich danke dir vielmals für den Hinweis!
Viele Grüße,
Tanja
Hallo Tanya,
ich plane aktuell unsere Camper-Tour Kanda im Septemer 2019. Vielen Dank erstmal für eure tolle Reisebeschreibung. An eurem Tag 10 beschreibst Du die Bridal Veil Falls. Diese Wasserfälle werden mir aber bei weiterer Google-Suche am Anfang eurer Tour bei Rosedale, kurz hinter Chilliwack im Fraser Valley angezeigt! Ist hier etwas schief gelaufen oder sind das andere Wasserfälle auf eurer Tour? Ich würde mich freuen wenn Du mich hier erleuchten könntest.
Gruß
Mischa
Hallo Tanja,
meine Freundin und ich machen dieses Jahr auch eine Campertour durch Kanada. Wir haben uns gefragt, ob Campingplätze außerhalb der regulären „operating dates“ wirklich geschlossen sind oder nur eingeschränkten Service bieten? Wilcox ist z.B. nur bis zum 17.09. geöffnet, wir würden dort aber ein paar Tage später übernachten wollen. Wäre der dann wirklich schon geschlossen?
Gruß
Markus
Hallo Markus,
ja, in der Regel heißt geschlossen wirklich geschlossen. Wir sind ja auch außerhalb der Saison auf dem Icefields Parkway unterwegs. Da hatten wir Glück und der Wilcox hatte länger geöffnet. Die Zufahrten zu allen anderen Campingplätzen waren da mit einem Gate verschlossen, also wirklich nicht anfahrbar. Während eurer Reisezeit könnte der Icefields Centre RV als einziges noch geöffnet sein. In einigen Gegenden gibt es tatsächlich die Möglichkeit, dass der Campingplatz durchaus noch anfahrbar ist, dann aber ohne jeglichen Service. In der Regel steht das dann aber auf der offiziellen Campingplatzbeschreibung geschrieben, wenn dem so ist.
Ganz viel Spaß auf eurer Reise!
Viele Grüße,
Tanja