Auf dem Rücken der Pferde durch die Auvergne
Ausritt zum Gour de Tazenat
Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Auf unserem Campingtrip durch die Auvergne ist es endlich wieder soweit: Ich darf mich seit langem mal wieder auf einen Pferderücken schwingen. Die Landschaft der Auvergne auf dem Rücken der Pferde zu erkunden, zählt definitiv zu den Highlights unserer Reise.
Heute geht es früh los, bereits um sieben Uhr klingelt der Wecker. Aber für den heutigen Programmpunkt stehen wir liebend gerne früh auf. Eine Stunde später verlassen wir den Campingplatz ‚Le Ranch des Volcans‘ und machen uns auf den Weg durch das sehenswerte Städtchen Châtel-Guyon.
Leider war nach dem vollen Programm gestern so wenig Zeit und wir waren so müde, dass wir uns die Ortschaft nicht näher anschauen konnten. Aber immerhin durchfahren wir den Ort jetzt einmal und bekommen wenigstens einen oberflächlichen Eindruck von dem schönen Châtel Guyon.
Die Straßen sind relativ schmal und die Fahrt mit dem Reisemobil erfordert hier höchste Konzentration. Links oben auf dem Berg fällt uns das Gebäude des Continental Hotels ins Auge. Rot-weiß gestreift steht es oben auf dem Hang.
Wenige Meter weiter, am Place Brosson, befindet sich das Casino de Chatel-Guyon. Dieses ist ein sehr beliebter Touristenmagnet hier in der Stadt. Ein weiteres Ausflugsziel ist das etwas entfernter liegende Chateau de Chazeron. Ein Shuttlebus verkehrt übrigens zwischen dem Zentrum und dem Schloss.
Wir folgen unserem Navi, die Gassen werden immer schmaler und steiler. „Oha, das kann ja heiter werden“, denke ich und kann kaum hinschauen. Zum Glück bin ich nur der Beifahrer. Wenige Sekunden später müssen wir ein entgegenkommendes Auto passieren lassen und kommen nur mit Mühe und Not wieder in Fahrt. Ich habe uns tatsächlich in Gedanken schon den Hang wieder rückwärts runter rollen sehen. Aber Glück gehabt und wenige Augenblicke später erreichen wir auch schon die Hauptstraße. Diese ist weit weniger steil, wesentlich breiter und wieder angenehm zu befahren.
Unser Ziel heißt „Les Palles“ und die Fahrt dorthin ist mit unserem großen Gefährt ein wahres Erlebnis. Wir umfahren mal wieder die Mautstraßen, aber ich bin mir ziemlich sicher, selbst wenn wir diese nicht umfahren hätten, wären die letzten Kilometer bis zum Ziel ebenso spannend gewesen. Denn eine Autobahn haben wir in der Nähe nicht gesehen.
Also folgen wir den schmalen Feldwegen, müssen zum Glück nur ganz vereinzelt Autos ausweichen und versuchen den Anblick der schönen Natur zu genießen. Zwanzig Kilometer und eine halbe Stunde später erreichen wir die kleine Ortschaft, wobei Ortschaft ist wohl das falsche Wort … Erreichen wir die Ranch, erfasst es besser.
An der Le Ranch O´Palles (französische Website) erwarten uns Alain, Robert und vier gesattelte Pferde. Alain ist der Besitzer dieser zauberhaften Westernpferde und wir schauen zu, wir er ihnen in geübten Griffen das Zaumzeug anlegt. Währenddessen unterhalten wir uns mit Robert, der sehr gut Deutsch spricht und uns zur Übersetzung begleitet.
Ich bin in meiner Jugend Jahrelang jede Woche geritten und freue mich tierisch, mal wieder auf ein Pferd zu steigen. Für Christian ist es dagegen das erste Mal, dass er auf einem Pferderücken sitzt, so dass ich sehr gespannt bin, wie es ihm gefallen wird.
Nachdem alle fertig zum Ausreiten sind, bekommen wir die Pferde zugeteilt und gehen ein Stück zu Fuß bis zu einem Paddock. Hier bekommen wir die Pferde Coprince und Rocket zunächst vorgestellt und dürfen nach einer kurzen Begrüßung aufsteigen.
Die kommenden drei Stunden werden wir die Region um Charbonnieres les Vieilles erkunden und einen Ausflug zum Gour de Tazenat machen. Da wir uns noch nichts weiter darunter vorstellen können, sind wir gespannt. Unsere kleine Gruppe reitet hintereinander weg über die schmale Straße, über die wir hierher gekommen sind.
Wiesen und Wälder umgeben uns, Rinder grasen auf den Weiden und auf einer Koppel eingezäunte Pferde verabschieden uns wiehernd. Nachdem wir einige hundert Meter der Straße folgen, reiten wir einen Hügel hinab und kommen an einer Wassermühle vorbei. Diese bietet uns ein malerisches Bild, wie sie in das Tal geschmiegt dort steht und unermüdlich das Wasser in Bewegung hält. Unsere kleine Gruppe hält an der Mühle an und wir bekommen die Hintergründe erzählt.
Anschließend folgen wir dem Weg in gemütlichem Tempo, biegen in einen Waldweg und reiten über Stock und Stein durch ein weiteres Waldgebiet. Immer wieder gibt es tolle Aussichten auf das Umland. Auf der einen Seite liegt ein riesiger Fels, der mal von einem Vulkan ausgestoßen wurde. Auf der gegenüber liegenden Wiese begrüßt uns ein Esel.
Bereits die erste halbe Stunde ist alles andere als langweilig und eintönig. Nachdem wir eine wenig befahrene Hauptstraße überqueren, kommen wir auf einen schmalen Pfad für Spaziergänger. Wir folgen dem Waldgebiet ein paar hundert Meter, ehe wir zum ersten Highlight des Ausritts kommen. Ein großer, runder See, der Gour de Tazenat, erstreckt sich vor uns.
„Im Herbst herrscht hier eine Kulisse, als wäre man in Kanada“, berichtet uns Alain und wir können uns diese Farbpracht bildlich vorstellen. Wenn die Bäume rings um den See golden verfärbt sind, sieht das hier sicher aus, wie das Paradies auf Erden.
Wir folgen dem Weg am Wasser entlang, bis wir unterhalb von einem winzigen Gebäude stehen. Hier halten wir an und bekommen wieder weitere, interessante Informationen über die Gegend, das Becken und die Geschichte.
Anschließend biegen wir in den Wald ab. Die Pferde ziehen etwas an und Alain erzählt mir, dass dieses Strecke gerne für einen Galopp genutzt wird – das erklärt natürlich einiges. Wir folgen einem schmalen Pfad und kommen an eine sehr enge Stelle. Hier müssen wir uns flach über den Pferdehals beugen, um unter den Bäumen hindurch zukommen. Willkommen in der Natur.
Auch nach über einer Stunde macht der Ausflug noch großen Spaß, dafür sorgt nicht nur die abwechslungsreiche Strecke, sondern auch die gut ausgebildeten Pferde. Sie hören auf das leiseste Schnalzen ihres Besitzers und auch für Reitanfänger ist dieser Ausritt überhaupt gar kein Problem.
In einem Waldgebiet ziehen die Pferde wieder merklich an. Alain fragt uns, ob wir ein kurzes Stück galoppieren möchten und ehe wir uns versehen preschen die Pferde los. Ich muss gestehen, dass das auch mit Reitkenntnissen ein ganz schön schnelles Tempo ist. Alain schaut währenddessen immer nach hinten und hat ein Auge auf uns. Demnach drosselte er das Tempo auch schleunigst wieder, als wir nach wenigen hundert Metern die rasende Gangart hinter uns gebracht haben.
Ich traue mich gar nicht, nach hinten zu blicken. Aber Christian hat sich wacker geschlagen, er ist zwar etwas erschrocken und möchte das ganze nicht wiederholen, aber für den ersten Tag auf einem Pferderücken, kann man ihm das auch nicht verdenken.
Wir umrunden den See in einem großen Bogen. Vom Wasser sehen wir zunächst nichts mehr, dafür kommen wir neben dem Wald an zahlreichen Wiesen und Feldern vorbei. Immer wieder bietet sich uns ein Ausblick auf die umliegende weite Landschaft, die durch sanfte Hügel geprägt ist, jedoch nur wenig Bebauung aufweist. Immer wieder legen wir kurze Stopps ein und bekommen etwas zur Flora, Fauna oder Geschichte erzählt.
Nach etwa einer halbe Stunde kommen wir an einen Aussichtspunkt, der uns förmlich den Atem raubt. Wir stehen oberhalb des Gour de Tazenat und blicken hinunter. Der See wirkt von hier oben wesentlich kleiner und übersichtlicher, aber er schmiegt sich perfekt in die Landschaft.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer geballten Ladung an Hintergrundinformationen, treten wir nun langsam wieder den Rückweg an. Weiter geht es über Wiesen, Felder, Stock und Stein. Nur die letzten Meter sind die selben, wie von unser Hinweg.
Etwa eine halbe Stunde später erreichen wir wieder die Ranch. Hier dürfen die Pferde kurz auf einer kleinen Grünfläche verschnaufen, ehe wir sie zur Ranch zurückführen. Binnen weniger Minuten hat Alain sie abgesattelt und sie dürfen zu ihren Freunden auf die Weide. Was ein herrlicher Vormittag.
Anschließend trinken wir alle zusammen einen Kaffee, sprechen über den Ausritt, die Ranch und das Leben in der Auvergne. Gegen ein Uhr fahren wir zu einem kleinen Restaurant in der Nähe und essen zu Mittag. Wie immer in Frankreich folgt ein Gang dem nächsten. Es ist unglaublich lecker und wir sind anschließend natürlich pappsatt.
Im Anschluss machen wir uns auf den Rückweg zur Ranch O´Palles. Hier verabschieden wir uns von unseren Gastgebern und machen uns auf den weiteren Weg für unser Nachmittagsprogramm.
Heute Nachmittag steht eine Betriebsbesichtigung der Fontaines Pétrifiantes in Saint-Nectaire an. Darunter können wir uns bisher noch nicht viel vorstellen, aber wir sind gespannt. Jetzt liegt aber zunächst erst einmal eine etwas über einstündige Fahrt vor uns.
Offenlegung | Zu diesem Besuch wurden wir vom Auvergne-Tourismus eingeladen. Wie immer wird unsere Meinung dadurch in keinster Weise beeinflusst. Die gesamte Route und weitere Informationen zu dieser Reise findest du auf der Hauptseite: „Liebe Auvergne, du hast uns verzaubert.“