Australien Ostküste • Tag 3 • Melbourne → Princetown
Dinner mit Kängurus
Reisedatum: 12.11.2015
Morgens packen wir alle Sachen wieder zusammen, frühstücken unsere Sandwiches aus dem benachbarten 7Eleven und verlassen Viertel vor Neun unser Zimmer. Auf dem Weg zum Aufzug passiert es, Christian spürt ein Stechen im Rücken. Der Backpackerrucksack fordert seinen Tribut. Wir müssen einen Aufzug fahren lassen, ehe wir uns auf den Weg nach unten machen können.
Der Busfahrer des kostenlosen Skybus-Hotel-Shuttles wartet schon im Hotel. Wir checken schnell aus und er hilft mir netterweise mit dem Gepäck. Mein Liebster schleicht hinter uns her. Auf der zwanzig minütigen Fahrt zum Busbahnhof erzählt er uns allerhand tierische Geschichten von Australien und gibt uns Tipps für unseren Weg. Dabei möchte ich doch die Spinnengeschichten gar nicht hören!
Wenig später steigen an einem Hotel noch weitere Fahrgäste zu. Der freundliche Busfahrer stoppt mit seinen Geschichten, gibt uns aber nach dem Aussteigen noch weitere Tipps. Wo es sich lohnt anzuhalten und worauf wir achten sollen. Anschließend wünscht er uns einen schönen Trip und wir gehen die wenigen Schritt bis zum Skybus, der bis zum Aiport fährt. Christian ruht sich aus, ich kaufe die Tickets und der nächste Bus kommt schon vorgefahren. Die Skybuslinien sind wirklich unglaublich praktisch.
Nachdem ich mit meiner (zum Glück nur kleinen) Getränkeflasche für eine kleine Überschwemmung im Bus gesorgt habe – ich gebe zu, ich bin ein Tollpatsch – fahren wir los und kommen nach fast einer halben Stunde am Flughafen an. Schnell ist unser Gepäck auf einem Kofferwagen verstaut und wir finden im Gebäude ein öffentliches Telefon. Leider ist es, wie wir vermutet haben. An der Apollo Motorhome Station in Melbourne gibt es keinen Pickup vom Flughafen. Deshalb machen wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Taxistand.
Es läuft ja fast wie am Schnürchen. Wir sind froh, dass wir uns gut vorbereitet haben. Okay, bis auf Christians Rücken. Ich kämpfe mit zwei großen Rucksäcken, aber sonst klappt alles. Binnen Sekunden ist ein Taxi vorgefahren, wir steigen eine und kommen unserem Zuhause für die nächsten zehn Tage immer näher. Oh Gott, sind es wirklich nur noch zehn Tage bis zum Beinahe-Ende unserer kleinen Weltreise?
Zehn Minuten später und 18 Australiendollar ärmer, haben wir die Vermietstation von Apollo Motorhomes erreicht. Wir müssen noch kurz warten und füllen in der Zwischenzeit schon den Anmeldebogen aus. Kurze Zeit später sind wir bereits an der Reihe und alle nötigen Formalitäten werden erledigt. Eine Einführung in das Fahrzeug brauchen wir nicht, es ist der selbe Fahrzeugtyp, wie wir in Neuseeland bereits hatten – jedoch mit einer etwas anderen Einrichtung.
Wir gehen einmal in Ruhe alle Mängel, Macken und unsere Checkliste zur Wohnmobil-Übernahme durch, verstauen unsere Taschen, bringen die GoPro an und dann kann es auch schon losgehen. Viertel vor Zwölf fahren wir vom Hof. Australien wir kommen! Das es wirklich wichtig ist, die Checkliste der Camperübernahme gewissenhaft und in Ruhe durchzugehen, erfahren wir am Ende unserer Reise. Mehr dazu bei der Abgabe des Wohnmobils.
Wir folgen dem Freeway durch eine relativ unspektakuläre Landschaft. Der Galileo Pro App zeigt uns wieder zuverlässig unseren Weg, so sind auch die teils vierspurigen Straßen gut zu meistern. An das Linksfahren sind wir ja inzwischen durch unsere fast sechs Wochen in Neuseeland gewöhnt.
Wir erreichen Geelong, hier suchen wir in unserer Karte den nächsten Woolworths-Markt, der dem neuseeländischen Countdown entspricht und machen uns an den inzwischen eingeübten Ersteinkauf. Selbst wenn dieses jetzt der dritte Ersteinkauf ist, trotzdem durchforsten wir Gang für Gang und arbeiten unsere Ersteinkaufsliste ab. In jedem Land sehen die Lebensmittel wieder anders aus und deshalb dauert der Ersteinkauf in der Regel mindestens eine Stunde.
Gegen halb Zwei haben wir endlich alles eingekauft, alle Dinge im Wohnmobil verstaut und weiter geht die Fahrt Richtung Süden. Zunächst fahren wir weiterhin durch eine unscheinbare Landschaft. Erst kurz hinter der Ortschaft Anglesea stoßen wir auf das Meer. Ab hier wird die Strecke interessanter und die Fahrt immer wieder durch das Anhalten an Lookouts durchbrochen.
Zunächst führt mitten in Anglesea eine steile Straße zum gleichnamigen Scenic Lookout. Hier versperren leider viele Büsche die wundervolle Sicht. Der nächste Aussichtspunkt liegt wenige Meter weiter, an der Great Ocean Road. Dieser Blick lohnt sich schon eher, denn es gibt eine freie Sicht auf die Bucht. Selbst wenn ich nicht Surfen kann, juckt es mich bei diesem Anblick in den Fingern, auf ein Board zu steigen.
Die Straße entfernt sich etwas vom Wasser, ehe sie am Ortsende wieder auf den Ozean stößt. Hier folgen die Aussichtspunkte jetzt in relativ kurzen Abständen. Kleine Parkplätze warten auf Besucher, das entspannende hier ist, dass weit und breit kein Bus zu sehen ist.
Als wir die Reihe der Viewpoints abgeklappert haben, steht eigentlich der Split Point Leuchtturm auf unserem Plan. An der ersten Einfahrt steht ein Schild „Zufahrt für Fahrzeuge mit maximal sechs Meter Länge“. Okay, irgendwo wird noch ein Parkplatz für uns kommen. Tatsächlich folgt wenige Meter weiter ein Parkplatz mit der Ausschilderung zum Split Point Lighthouse, nur hängt hier ebenfalls ein Schild mit „Carparking only“. Okay, dann eben nicht. Dann ist dieser Leuchtturm mit der roten Spitze es auch nicht wert in meine Fotosammlung aufgenommen zu werden und so fahren wir weiter.
Weiterhin folgt ein Aussichtspunkt dem nächsten. Immer wieder werden uns tolle Ausblicke über die Buchten geboten. Diese ellenlangen Sandstrände, das zunächst türkisblauen weiter draußen dunkelblau werden Wasser und die darauf tanzenden Schaumkronen – ein wunderbarer Anblick. Immer mal wieder sehen wir in den Buchten Wellenreiter, wir können nachvollziehen, dass das hier sehr beliebt ist.
Im kleinen Örtchen Lorne halten wir am Visitor Center und informieren uns über die Campingplätze. Wie du vielleicht mitbekommen hast, sind wir ja nicht so der Fan von privaten Campingplätzen, deshalb suchen wir gerne Alternativen.
Wir folgen der schönen, aber kurvigen Küstenstraße über ihren löchrigen Asphalt. Die Fahrt gleicht einer Holperstrecke. Dafür, dass die Great Ocean Road eines der Aushängeschilder für Australien ist, ist die Straße ein absoluter Graus. Im weiteren Verlauf der Strecke folgen einige nette Lookouts, wo wir traumhafte Ausblicke über die Buchten bekommen.
Als nächstes folgt das touristische Örtchen Apollo Bay. Neben der Nähe zum Strand, laden hier Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants, ein riesiger Spielplatz und ein Visitor Center zum Halten ein.
Kurz hinter der Ortschaft führt die Great Ocean Road eine ganze Weile weiter in das Landesinnere. Die Aussicht auf Buchten wird abgelöst von einer Waldlandschaft. Unzählige Eukalyptusbäume reihen sich im Great Otway National Park aneinander.
Mein Blick – als Beifahrer wohl gemerkt – streift immer wieder nach oben und tatsächlich habe ich zweimal Glück und erwische mit meinem Blicken einen Koala auf einem Baum. Leider fahren wir viel zu schnell vorbei und hier besteht auch gerade keine Möglichkeit anzuhalten, aber meine Hoffnung steigt so einen kleinen, grauen pelzigen Kletterbären mal aus der Nähe zu sehen.
Unzählige Kurven und Schlaglöcher später, erreichen wir das, auf einem Hügel liegende Örtchen Lavers Hill. Inzwischen sind wir froh, dass jetzt unser Tagesziel nicht mehr weit entfernt liegt. Die Fahrt bis hierher war lang, wir haben Hunger und möchten gerne ankommen. Bei tiefhängenden Wolken machen wir uns an die Abfahrt.
Als Tagesziel haben wir das Recreation Reserve in Princetown ausgewählt. Wir sind gespannt, wie diese Reserves hier in Australien so sind. In anderen Ländern lohnt sich meist eine Übernachtung an solchen Orten. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt, entlang von Wiesen und Feldern, passieren wir die Einfahrt nach Princetown. Unsere Einfahrt folgt wenige hundert Meter weiter. Wir biegen von der Great Ocean Road ab und folgen mit zehn Stundenkilometern der unebenen, roten Schotterstraße, bis wir den Campingplatz erreichen.
Der Platz liegt zwischen Bäumen und das Office finden wir direkt in der Mitte des großen Platzes. Eine freundliche Frau kassiert die Campingplatzgebühr und da hier freie Platzwahl herrscht, dürfen wir uns einen Stellplatz aussuchen.
Wir fahren am Office vorbei und um das riesige, eingezäunte Oval, als ich plötzlich links in der Ferne Kängurus entdecke. Klar, dass wir uns direkt hier in der Nähe einen relativ ebenen Platz suchen, denn ich möchte unbedingt einmal Kängurus live sehen.
Bevor wir unsere Rucksäcke auspacken, müssen wir aber erst einmal unseren Hunger stillen. Ein Blick nach draußen verrät, dass ich Glück haben werde – die australischen Tiere nähern sich. Der Campingplatz ist mit einem Drahtzaun eingezäunt. „Vielleicht kommen sie ja sogar bis an den Zaun“, überlege ich.
Das Essen steht auf dem Tisch, wir setzen uns und ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Die riesige Känguruherde kommt nicht nur bis an den Zaun, sondern die Hälfte des Clans kriecht unter dem Zaun her und ehe wir uns versehen, sind wir von großen und kleinen Tieren umzingelt.
Das ist glaube ich, die interessanteste Gesellschaft, die ich je zum Abendessen hatte. Ich bin so fasziniert, dass ich kaum ein Bissen runter bekomme. Das ist wirklich der absolute Wahnsinn! Das hätte ich mir in meinen besten Träumen nicht vorgestellt.
Die Herde bleibt auch während wir auspacken und es dunkel wird. Der Himmel leuchtet rosarot und so langsam setzt die Dämmerung ein. Die Kängurus springen über den gesamten Campingplatz. Zwei riesige Tiere, wir vermuten Männchen, haben sich in den Ring begeben und tragen einen Kampf aus. Hätte ich es selbst nicht gesehen, hätte ich es nicht geglaubt. Auch andere Camper stehen hinter der Absperrung und schauen dem Treiben fasziniert zu.
Die kleineren Weibchen lassen sich von dem männlichen Gehabe nicht beeindrucken und grasen in aller Ruhe weiter. Hin und wieder lugt mal ein Kleines aus dem Beutel hervor und frisst mit, oder hüpft aus dem Beutel und springt übermütig über die Wiese. Wow, so große Kängurus sitzen da im Beutel, wir sind beeindruckt.
Irgendwann ist es dunkel und wir beobachten eine traumhafte Verfärbung des Himmels. Von den Kängurus sehen wir Minuten später nichts mehr. Die absolut lautlosen Tiere grasen weiter um uns herum und wir legen uns schlafen. Was ein aufregender Tag.
gefahrene Strecke: 283 Kilometer
Princetown Recreation Reserve
99 Old Coach Road, Pricetown
GPS: -38.698765, +143.159851
20$ ohne Service
(mit Strom kostet 25$ für 2 Personen)
♥♥♥♥♥ Der Campingplatz liegt unmittelbar an der Great Ocean Road in Princetown, Victoria. Der Übernachtungsplatz liegt auf einer weitläufigen Grünfläche und ist von einem Zaun umgeben, der auf privates Land führt. Bei unserem Besuch kamen abends unzählige Kängurus auf den Campingplatz.
♥♥♥ Die Anfahrt erfolgt hinter der kleinen Ortschaft Princetown, von der Great Ocean Road links in die relativ unbefestigte, hügelige Old Coach Road. Nach etwa einem Kilometer kommt auf der linken Seite die Einfahrt zum weitläufigen Campingplatz.
♥♥♥♥ Die Ausstattung ist für einen Campingplatz in einem Recreation Reserve sehr gut. Es gibt kostenlose Duschen, einen großen Spielplatz, einen Tennisplatz, eine riesige Grünfläche in einem Rondell, Mülleimer, einige Picknickplätze und sogar ein paar wenige Stellplätze mit Strom. Außerdem darf in den vorhandenen Firepits Feuer gemacht werden, Feuerholz gibt es am Office.
♥♥♥♥ Die Stellplätze sind auf insgesamt drei Wiesen und um das riesige Oval herum gelegen. Es besteht freie Platzwahl. Die Wiesen sind durch Büsche und Bäume voneinander getrennt. Die Rasenfläche und der Weg auf dem Campingplatz sind sehr uneben, also sehr vorsichtig fahren. Es gibt allerdings genügend eben Stellen, wo man nicht schräg steht. Die Stellplätze ohne Strom können frei gewählt werden, daher kann man sich einen schönen Platz suchen.
♥♥♥ Der Platz war nicht der sauberste unserer Route, es lag leider trotz des großen Müllcontainers viel Müll herum. Die sanitären Anlagen haben wir uns nicht angesehen. Ansonsten machte der Princetown Recreation Reserve Campground einen sehr gepflegten Eindruck.
♥♥♥♥ Bei einem Preis von 20$ ohne und 25$ mit Strom kann man hier wirklich nichts sagen. Der private Campingplatz, der nur wenige hundert Meter entfernt, in der Ortschaft Princetown liegt, ist um einiges teurer und man steht dicht an dicht. Das Erlebnis, dass abends die Kängurus bis an den Camper kommen war wirklich einmalig. Der Platz ist sehr natürlich und man steht, sofern sich alle dran halten, schön weit voneinander entfernt.