1 Jahr Weltreise als Paar: Eine Auszeit zu zweit
Eine Weltreise klingt fantastisch, oder? Der Traum von vielen Menschen. Das haben sich Kristina und Thomas vom Reiseblog Pixelschmitt auch gedacht und waren ein Jahr zusammen unterwegs. Und haben quasi eine Auszeit als Paar gemacht. Ein spannendes Thema und ich durfte sie dazu befragen. In diesem Interview berichten sie und von ihren Erfahrungen, Erlebnissen und ihrer Auszeit als Paar.
Auszeit als Paar auf einer Weltreise
Unsere Auszeit rückt näher und in der letzten Zeit wurde ich häufiger gefragt: „Und du meinst das klappt, wenn ihr drei Monate jede Minute zusammenhängt?“. Das ist eine sehr gute Frage. Vorab hole ich mir schon mal Tipps von Zweien, die es wissen müssen: Kristina und Thomas . Denn sie waren gemeinsam ein Jahr zusammen auf Weltreise und stehen uns im Folgenden Rede und Antwort.
Wie kam es, dass ihr beschlossen habt „die nächste Reise wird länger“?
Der Gedanke hat sich bei unserer ersten langen Asien-Reise im Oktober/November 2004 entwickelt. Während drei Wochen in Myanmar dachten wir „Mensch, da muss doch noch mehr gehen“. Und ab da formte sich so langsam die Idee einer längeren Auszeit inklusive Reise.
Wie lange habt ihr von der Idee bis zur Umsetzung gebraucht?
Von den ersten Ideen im November 2004 bis zum Abflug im September 2008 sind also knapp vier Jahre vergangen. Die eigentliche Umsetzung der Idee wurde aber erst ab April 2006 konkret.
Die erste Idee waren drei Monate Auszeit. Aber dann hatten wir so viele Orte auf unserer Wunschliste, dass wir dann auf sechs Monate gegangen sind. Aber das war uns immer noch zu kurz. Und ob wir jetzt sechs Monate oder zwölf Monate unterwegs sind – auch schon egal.
Wieviel und was habt ihr im Voraus geplant? Habt ihr euch die Route vorher festgelegt oder euch treiben lassen?
Wir haben uns die meiste Zeit treiben lassen. Wir hatten einen Hinflug von Deutschland über Japan nach Neuseeland und direkt weiter nach Australien. Und einen Rückflug ab Hong Kong, den wir innerhalb von 365 Tagen nach Abreise antreten mussten. Da waren wir aber total flexibel und konnten uns das Datum nach Verfügbarkeit aussuchen.
Eine grobe Idee von der Route hatten wir schon. Wir haben uns vorher die Regenzeiten in mögliche Reiseländern rausgesucht und sind der Regenzeit davon gefahren. Wir hatten da eine schöne kleine Excel-Liste, in die wir alle Infos gepackt haben. Danach haben wir uns gerichtet. Zusätzlich hing die Aufenthaltsdauer in einzelnen Ländern natürlich auch von der Gültigkeit der Visa ab. Für ein Jahr ist es sehr schwer im Voraus zu planen und sich über alles vorab zu informieren.
Für unsere erste Station in Japan hatten wir den Japan Railpass für 2 Wochen und sind damit kreuz und quer durch´s Land geschossen. Den Reiseführer haben wir aber erst im Flieger von München nach Tokyo das erste Mal durchgeblättert. Das gleiche mit Australien. Wir hatten überhaupt keine Ahnung, was uns erwarten würde. Die 2,5 Monate dort in unserem Wicked Camper waren aber mit die beste Zeit, während unseres gesamten Jahres.
Welches Ziel auf der Reise hat euch am meisten überrascht und warum?
Kristina: Sulawesi in Indonesien. Die ganze Kultur dort und die Begräbnisrituale sind absolut bizarr, aber auch sehr faszinierend. Die Toten werden dort teilweise in Höhlengräbern bestattet, in den davor liegenden Felsen werden dann aber originalgetreue Figuren der Verstorbenen in eine Art Terrasse gesetzt. So blicken dann die Verstorbenen weiterhin auf die Angehörigen.
Oder es gibt dort auch Gräber in Bäumen, in die verstorbene Babys abgelegt werden. Das Grab ist direkt in dem Baum und wird mit einem hölzernen Türchen verschlossen. Die Kinder wachsen so aber mit dem Baum zusammen weiter und werden eins mit der Natur.
Thomas: Japan. Ich war absolut erstaunt, dass die Japaner tagsüber alle ganz geradlinig und seriös, sogar fast bieder auftreten. Sobald es aber Nacht wird oder an Wochenenden scheinen sich viele zu verwandeln und zeigen ihren eigentlichen Charakter. So sieht man in Tokyo viele bizarr gekleidete Menschen. Ich fand es auch sehr schön, wie die High-Tech-Gesellschaft und Jahrhunderte alte Kultur co-exisitieren. Wir sind zum Beispiel mit dem Zug in kurzer Zeit von Tokyo in die alte Kaiserstadt Nikko gefahren. Vom Trubel der Mega-City in die Ruhe der alten Stadt. Dort findet man zum Beispiel auch die Original-Schnitzerei der berühmten drei Affen. Und total begeistert war ich von der absoluten Höflichkeit der Japaner.
War es nicht auch manchmal anstrengend, einige Monate Tag und Nacht zusammen zu sein?
Natürlich. Das lässt sich nicht vermeiden. Wir waren damals schon sieben Jahre ein Paar und wir wussten schon von den Macken des/der anderen. Aber ab und zu ist es schon auch mal nervig und anstrengend.
Aber als wir zu zweit unterwegs waren, mussten wir uns immer aufeinander verlassen können. Langes Schmollen und Beleidigtsein kann man sich da nicht erlauben.
Und bis auf Thomas´ Tauchgänge waren wir wirklich 330 Tage lang rund um die Uhr zusammen. Aber selbst beim Tauchen war Kristina fast immer mit dabei auf dem Boot und maximal 30 Meter entfernt.
Welches war eure schönste Erinnerung auf eurer Reise?
Die absolute Freiheit und Sorglosigkeit. Wir haben uns gefühlt wie zwei Kinder vor der Einschulung. Keine Verpflichtungen. Keine Sorgen. Kein Druck und einfach in den Tag leben.
Wenn es uns irgendwo sehr gut gefallen hat, sind wir dort geblieben. Gerne auch mal 4 Wochen. Wenn es nicht schön war, haben wir einfach die Rucksäcke gepackt und sind wieder weiter gezogen.
Und das allerschönste: Zeit!
Wenn ihr zurückblickt, an was in dieser Zeit erinnert ihr euch nicht gerne zurück?
Während der Reise haben wir eigentlich kaum schlechte Erfahrungen gemacht. Uns wurde nur auf einem Campingplatz in Neuseeland Essen aus dem Gemeinschafts-Kühlschrank geklaut. Aber sonst war eigentlich fast alles in Ordnung. Wir denken aber beide, dass das auch daran liegt, dass wir sehr groß sind. Kristina ist 1,80 Meter und Thomas 2 Meter groß. Das schreckt schon ab.
Aber: Auf Bali hatten wir einen kleinen Moped-Unfall, als es uns in einer Kurve auf einer Öl-Lache das Hinterrad weggezogen hat und wir über die Straße geschlittert sind. Aber außer Schürfwunden und ein paar Kratzern am Moped ist nichts passiert.
Und Vietnam hat uns beiden überhaupt nicht gefallen. Das liegt daran, dass wir beide ziemlich krank und sogar auf Cholera untersucht wurden. Und dann haben wir einige sehr schlechte Begegnungen mit Einheimischen gehabt, die uns bedroht haben. Das brauchen wir wirklich nicht.
Als Paar hatten wir aber außer kleinen Meinungsverschiedenheiten keine schlechte Zeit.
Was könnt ihr Paaren mit auf den Weg geben, die planen eine lange Zeit gemeinsam zu reisen?
Reist erstmal zusammen 2-4 Wochen auf eigene Faust und lernt euch im Urlaub kennen. Denn diese 24/7 zusammen sein, stellt eine Beziehung schon sehr auf die Probe.
Wenn Ihr dann unterwegs seid, macht Euch keinen zusätzlichen Stress. Die Reise und alle Begebenheiten sind schon aufregend genug. Schaut, dass Ihr euch nicht zofft, denn dann ist es schon zu spät. Wenn was nervt oder ihr wegen irgendwas unzufrieden seid, dann sprecht es offen an und staut Euren Frust nicht auf.
Was auch sehr wichtig ist: Verteilt die Aufgaben auf Reisen. Mit der Zeit ergeben sich gewisse Aufgaben, die immer wieder kommen. Wer verwaltet die Finanzen? Wer kümmert sich um Transport/Hotel? Und wer passt solange auf das Gepäck auf? Wer ist besser im Verhandeln? Wer schreibt den Blog/macht die Fotos/schreibt Reisetagebuch?
Versucht auch bei einer langen Reise eine Routine in Euren Alltag zu bringen. So lebt und reist es sich viel leichter.
Herzlichen Dank, dass ihr mitgemacht habt!
Der Reiseblog Pixelschmitt hat den Slogan „Reisen und Leben wie zwei ganz Große“. Denn die beiden Pixelschmitts sind wahre Riesen und bieten zusammen sage und schreibe 3,80 Meter Körpergröße. Auf ihrem Blog findest du eine Menge Inspiration rund um das Thema „Reisen“: Weltreise, Fernreisen, Kurztrips und vieles mehr. Vorbeischauen lohnt sich! Website: Pixelschmitt.de
Facebook: Pixelschmitt
Instagram: Pixelschmitt
Und wie ist das bei dir? Reist du lieber alleine oder mit deinem Partner/deiner Partnerin? Würdest du dir/euch auch eine Weltreise zutrauen?
Hallo,
wir sind als Paar seit 19 Jahren zusammen und jetzt für ein Jahr auf Weltreise. Natürlich haben wir vorher schon viele gemeinsame Urlaube gemacht. Im Urlaub hatten wir manchmal das Bedürfnis, auch mal was allein jeder für sich zu machen.
Interessanterweise ist das auf der Weltreise gar nicht so. Wir sind wirklich 24/7 zusammen und es ist schön. Ich denke, dass die vielen Erlebnisse und fremden Eindrücke zusammenschweißen.
Ein positiver Faktor ist auf jeden Fall, die viele Zeit, die wir zum Reisen haben. Anders als bei einem Urlaub muss man nicht das Bestmögliche aus der Zeit herausholen, das spart viel Stress. Und man denkt nicht schon wieder an den Alltag zu Hause.
Wir haben viel Zeit zum Nachdenken, wir reden viel miteinander, es ist total spannend.
Klar sind wir in Stresssituationen auch schon mal gereizt und zicken kurz (!) rum. Dann ist es wichtig, sich entschuldigen zu können und nicht nachtragend zu sein.
Alles in allem ist unsere Weltreise für uns persönlich und als Paar unglaublich bereichernd.
LG aus Australien
Gina
Hallo Gina,
vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen. Das kann ich alles nur bestätigen. Auch uns wurde es in den drei Monaten, die wir gereist sind, nie wirklich langweilig. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass eine etwas längere Reise ein Paar zusammenschweißt – sofern es denn klappt ;) Ich wünsche euch auch weiterhin eine tolle Reise mit vielen spannenden Momenten.
Viele Grüße,
Tanja
Ich finde es ulkig wenn wir manchmal gefragt werden, wie wir es denn 4 Wochen im Urlaub miteinander aushalten. Und merkwürdig finde ich es, wenn in der Presse vom Urlaub als Beziehungskiller Nummer Eins gesprochen wird.
Bei uns ist es so: Nie verstehen wir uns soo gut, wie auf unseren Reisen. Es gibt keine lästigen Alltagspflichten, weniger Zündstoff worüber man streiten könnte. Im Gegenteil. Wir zwei auf Reisen, gegen den Rest der Welt. Sozusagen. Denn man hat ja nur sich. Und all die Abenteuer auf die man trifft, schweissen zusammen. Wir genießen das Zusammensein ohne Verpflichtungen total.
Und wir sind zum Glück auch in unseren Vorstellungen sehr ähnlich. Wir sind beide gern aktiv (wandern, radfahren, reiten etc.). Wir brauchen keine großen Shoppingausflüge. Wir lieben gutes Essen und geben dafür auch gerne Geld aus. Bisher hat es immer wunderbar gepasst und ich hoffe das bleibt auch so.
Aber sag mal: wo soll es bei euch so hingehen in den 3 Monaten? Hab ich das überlesen bei einen deiner Posts?
Ganz liebe Grüße
Janine
Hallo Janine,
danke, dass du deine Erfahrung mit uns geteilt hast. Ja, das ist bei uns ähnlich. Unterwegs werden bei uns außerdem die Aufgaben schön verteilt, dass ist zuhause auch nicht immer so ;)
Bei uns wird es nach Nordamerika (Kanada und USA), Neuseeland, Australien & Hongkong gehen. Die Ziele werden wir gemeinsam machen. Für Dezember überlege ich mir spontan, was ich alleine machen möchte. Ich bin schon sehr gespannt.
Liebe Grüße
Tanja
Tolle Sache, das kann Euch keiner nehemn. Wart Ihr auch in Afrika und wenn ja welche Länder und wie frei habt Ihr Euch da so gefühlt.
Hallo Michael,
ja, das Jahr war definitiv die richtige Entscheidung
Afrika war aber leider nicht Teil unserer Route. Deswegen kann ich Deine Frage leider nicht beantworten.
Viele Grüße
Thomas
Hallo Tanja,
vielen Dank für die schönen Fragen. Der Artikel ist echt gut geworden. Hat Spaß gemacht!
Viele Grüße
Kristina & Thomas
Hallo Kristina & Thomas,
ich danke euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt und so ausführlich geantwortet habt.
Ich bin ganz begeistert von den tollen Antworten.
Viele Grüße
Tanja