Lissabon • Zu Besuch in Belém
Ein Ausflug in Lissabons Stadtteil Belém
Reisedatum: Sonntag, 12.10.2014
Schon beim Aufwachen hören wir die Regentropfen an die Fenster trommeln. Ohje, was eine Aussicht: Nebel und Regen soweit das Auge reicht. So lassen wir uns Zeit und machen uns in aller Ruhe fertig. In der Zeit wird das Internet von Jemanden zum Laufen gebracht. Gegen zehn Uhr machen wir uns auf in den Regen – gut, dass wir die Regenhosen eingepackt haben.
Wir laufen eine Straße hinauf, am Pantheon vorbei und biegen in die kleine Gassen ‚Rua de Verónica‘ ab. Unser Ziel ist heute morgen ein portugiesisches Café, wo es leckeres Frühstück geben soll.
Wenig später erreichen wir den Largo da Graça und auch das ‚A Padaria Portuguesa‘ ist schnell gefunden. Der Laden ist gut besucht und wir ergattern einen letzten freien Platz im hinteren Eckchen. Es gibt eine große Auswahl an Gebäck. Ein kleines Frühstück, bestehend aus einem großen Glas frisch gepressten Orangensaft, einem Espresso und einem belegten Brötchen oder Croissant, kostet 1,50 Euro. Was soll man dagegen sagen? Das Personal ist außerdem sehr freundlich.
Nachdem wir fertig gefrühstückt haben, verlassen wir die Padaria und spazieren weiter durch den Regen, auf die gegenüberliegende Straßenseite. Wir gehen um die Kirche/Igreja da Graça. Der Platz vor dem Haupteingang ist riesen groß und außerdem ein bekannter Aussichtspunkt auf die Stadt.
Am Miradouro da Graça peitscht der Wind den Regen über den Platz. Aber wir wollen den Blick von hier oben trotzdem kurz ansehen. Man schaut den Hügel hinunter, über die roten Dächer, bis auf den Tejo und die rote vom leichten Nebel umgebene Ponte (Brücke) 25 de Abril. Bei gutem Wetter muss man hier einen traumhaften Ausblick haben.
Zum Glück hört es langsam auf zu regnen. Wir verlassen den Platz Graça und folgen einer Gasse hinab in die Unterstadt. In dieser schmalen, steilen Gasse fahren doch tatsächlich die Bahnen 18 & 28. Sie schlängeln sich – teilweise mittels eines Einbahnstraßensystem, welches durch ein Ampelsystem geregelt wird – durch die engen Gässchen.
Wirklich beeindruckend, an der engsten Stelle der Gasse können wir uns das kaum vorstellen. Leider kommt gerade keine Bahn. Diese Hinterhöfe und Häuser mit den Azulejos sind einfach traumhaft schön. Ich könnte sie stundenlang bestaunen. Wir spazieren gefühlt hunderte von Stufen hinab, kommen wieder an einer kleinen Kirche vorbei und auch von diesem Vorplatz hat man einen traumhaften Blick auf den Fluss Tejo. Ein großes Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen und ist von hier aus gut zu sehen.
Wir sehen von hier oben das Fado-Museum und können uns daran orientieren. Wir laufen noch drei weitere Treppen und Gassen, ehe wir wieder in einer uns bekannten Straße ankommen. Hier versorgen wir uns mit Lebensmitteln und schlängeln uns durch zwei weitere Gässchen, dann haben wir das Haus unserer Ferienwohnung erreicht. Diese Gassen in Alfama sind wunderbar, überall findet man Wandmalereien und alles ist sehr farbenfroh.
In der Wohnung ruhen wir uns aus und trocknen unsere Schuhe. Wir warten bis der starke Regen nachgelassen hat und machen uns am Mittag wieder auf den Weg. Wir haben Glück, gerade regnet es mal nicht. Diese regenfreie Zeit wollen wir für einen Ausflug in den Stadtteil Belém nutzen.
Wir laufen bis zum Bahnhof ‚Santa Apolónia‘ und laden unsere Fahrkarten auf. Ein sehr einfaches und praktisches System. Anschließend fragen wir einen freundlichen Angestellten, wie wir am einfachsten zum Praça do Comércio kommen. Er erklärt uns den Weg und so laufen wir einige hundert Meter an der Hauptstraße entlang.
Der Praça do Comércio ist ein riesiger Platz, der Hufeisenförmig angelegt ist. Die offene Seite führt zum Tejo hin. Auf der gegenüberliegenden Flussseite kann man im Nebel schwach Almada und die, in der Ferne gelegene Ponte de 25 Abril erkennen.
Die Haltestelle der Straßenbahnen liegt direkt vor dem imposanten Triumphbogen. Wir warten geduldig, bis die nächste Tram der Linie 15 eintrifft. Diese fährt direkt in den Stadtteil Belém. Die Bahn ist beim Eintreffen bereits gut gefüllt und wie soll es anders sein – zu sechzig Prozent mit Deutschen. Wir fahren am Bahnhof Cais do Sodré vorbei und weiter geht es durch weniger touristische Gegenden. Und unter der riesigen roten Brücke ‚Ponte de 25 Abril‚ hindurch, bis wir schließlich zwanzig Minuten später in Belém ankommen. Am Praça do Império steigen wir aus. Dieses ist auch das Ziel der meisten unserer Mitfahrer. Die Haltestelle befindet sich mitten in Belém, direkt vor dem große Kloster ‚Mosteiro dos Jerónimos‚. Bei dem Wetter nutzen wir die Gelegenheit und reihen uns in die Schlange, am Eingang ein. Das Hieronymitenkloster bietet ein Kombiticket für den Besuch des Klosters und der angrenzenden Kirche Santa Maria. Wir spazieren durch die beeindruckenden Säulengänge und schauen in den begrünten Innenhof. Gerade die Säulen sind wirklich sehenswert, denn jede Säule sieht anders aus. Nachdem wir einmal komplett herum gelaufen sind, gehen wir die Treppe hinauf in die obere Etage. Der Säulengang ist hier ähnlich. Von hier oben nutzen wir die Gelegenheit und werfen einen Blick in die Kirche Santa Maria. Von der Aussichtsplattform haben wir einen wundervollen Blick in die Kirche. Wir verlassen die Plattform und gehen im oberen Säulengang einmal herum. Viele Touristen tummeln sich in der Anlage, aber wir haben Glück und bekommen zweimal einen Säulengang ohne Personen zu Gesicht. So wirkt das Gebäude noch einmal ganz anders. In einem weiteren Raum gibt es eine Ausstellung. Sie ist interessant aufgebaut, aber ansonsten für uns nicht weiter interessant. Auch hier gibt es wieder schöne Fliesen (Azulejos) an den Wänden. Wir verlassen den Raum und steigen wieder hinab in das Untergeschoss. Hier gehen wir noch eine Runde und genießen den Anblick, der in Abendsonne getauchten Klostergemäuer. Anschließend spazieren wir bis zum Haupteingang zurück und verlassen das Kloster. Direkt nebenan führt uns der Eingang in die Igreja Santa Maria von Belém. Von unten ist die Kirche nicht mehr ganz so imposant, wie von oben. Aber trotzdem sehenswert. Wir drehen eine Runde durch das Gebäude. Als nächstes steht das Denkmal der Entdeckung ‚Padrão dos Descobrimentos‘ auf unserem Plan. Hierfür gehen wir durch einen kleinen Park mit dem großen Springbrunnen ‚Fonte Luminos‘ und unterqueren die Avenida da India, bis wir schließlich zum Tejo kommen. Hier, so nah am Wasser, ist es allerdings so extrem windig und regnerisch, dass wir hier nur einen ganz kurzen Stopp einlegen und uns den Weg zum Torre de Belém sparen. So laufen wir zurück Richtung Kloster und können dabei noch einmal einen schönen Blick auf das imposante Gebäude des Klosters werfen. Wir steigen an der Haltestelle ‚Centro Cultural Belém‘ in die Tram 15 und fahren zwei Stationen. Wir haben Glück und der Regen hat aufgehört. An dem bekanntesten Café in Belém ist eine Kilometer lange Schlange, so dass wir der Meinung sind – so viel besser kann das Café gar nicht sein, als dass es sich hier lohnt anzustellen. So gehen wir ein Stück weiter und besuchen ein Café an der Straßenecke, wo wir die berühmten Pasteis de Nata probieren. Kleine Küchlein mit Vanillecreme gefüllt – einfach himmlisch. Dazu einen Café ist ein perfekter Snack für zwischendurch. Anschließend laufen wir noch eine Weile durch Belém. Hier gibt es einige wirklich schöner Häuser, aber genau wie in Lissabons anderen Stadtteilen, ist hier der Kontrast zwischen renovierten und alten, verfallenen Häusern sehr groß. Aber gerade der Kontrast macht die Stadt auch wieder interessant. Wir laufen noch einige Haltestellen weiter durch Belém, denn gerade ist es trocken und das wollen wir nutzen. Einige Zeit später steigen wir wieder in eine überfüllte Tram der Linie 15 und fahren zurück bis zum Praça do Comércio. Hier sind wir sehr froh, als wir aus der überfüllten Straßenbahn aussteigen können. Wir spazieren über den Platz und gehen bis zum Wasser. Inzwischen hat sich der Nebel verzogen und der Blick auf das gegenüberliegende Almada und die Brücke sind klarer als vor ein paar Stunden. Wir laufen wieder zurück und spazieren durch die Gassen von Lissabons Stadtteil Baixa. Je näher wir der Innenstadt kommen, desto rummliger wird es. Bis wir irgendwann rechts abbiegen und uns auf den Weg zurück nach Alfama machen. Wir kommen wieder an der Kathedrale Sé vorbei und biegen in Richtung Unterstadt ab. Vor einer kleinen unscheinbaren Kirche finden wir wieder einen tollen Aussichtspunkt auf die Stadt. Leider regnet es mal wieder, so dass dieser Platz gerade nicht zum Verweilen einlädt. Weiter geht es kreuz und quer durch die Gassen, einfach nach Gefühl – schon verrückt, wie man hier so zwischen den Häusern und durch die Innenhöfe läuft – als würde bei uns zuhause jemand durch den Garten spazieren. Aber es ist einfach wunderschön. Immer wieder kommen wir an Häusern mit Fliesen an den Wänden vorbei. Moderne, frisch angestrichene Häuser stehen neben verfallenen Ruinen – ein Kontrast, den wir uns stundenlang ansehen könnten. Ja, wenn das Wetter nicht wäre… Der Sonnengott meint es nicht gut mit uns, daher biegen wir in die nächste Gasse ein und schnell ab ins Warme. In der Ferienwohnung trocknen wir erst einmal wieder, ziehen uns um und machen uns kurz nach Sieben wieder auf den Weg. Auf unserem Weg durch die Gassen haben wir gestern ein wunderschönes Restaurant entdeckt, wo wir heute mal unser Glück versuchen wollten. Dank unserer guten Orientierung haben wir den versteckten, wunderschönen Platz schnell wiedergefunden und siehe da, sie haben sogar noch einen Platz für uns frei. Wir werden in das Obergeschoss geführt und nehmen in einer netten Atmosphäre zwischen dunklem Holz, roten Lämpchen und zahlreichen Bildern Platz. Das Personal ist überaus freundlich und wir genießen die entspannte Atmosphäre. Der Laden füllt sich nach und nach, viele Tische sind reserviert. Wie sollte es auch anders sein, links und rechts sind wir umzingelt von Deutschen. Lissabon scheint für die Deutschen ein interessantes Reiseziel zu sein. Nach einem leckeren Abendmahl und einem Gläschen Wein verlassen wir das Restaurant ‚Santo António de Alfama‘ und spazieren noch eine Weile durch die dunklen Gassen von Alfama. Spontan besuchen wir noch einmal den tollen Aussichtspunkt ‚Santa Luzia‘. Das Kreuzfahrtschiff liegt hell erleuchtet im Hafen, das Pantheon wird ebenfalls hell angestrahlt und das Viertel Alfama liegt etwas dunkler unter uns. Von hier aus lohnt sich der Blick bei Nacht. Wir spazieren die Treppen wieder hinab und machen uns langsam auf den Rückweg. Gasse für Gasse, Treppe für Treppe – im Dunkeln bietet sich uns eine ganz andere Atmosphäre als tagsüber. Ich muss allerdings sagen, auch wenn es heißt, dieses ist das Armen-Viertel, Angst haben wir hier bisher – auch in der Dunkelheit – nicht verspürt. Wenig später haben wir wieder eine bekannte Gasse erreicht und wir gehen zurück zur Wohnung. Nachdem wir heute so viel gelaufen sind, können wir wunderbar schlafen.