Neuseeland Südinsel • Tag 14 • Fiordland Nationalpark ➝ Haldane
Verzaubert in den Catlins
Reisedatum: 1.11.2015
Als ich wach werde, sehe ich meine eigenen Atemwölkchen, so kalt ist es. Ein Blick nach draußen bestätigt mir die gefühlte Temperatur. Raureif überzieht die Wiese, die schneebedeckten Berge am Horizont glühen orange in der Morgensonne und der Himmel strahlt mir blau entgegen. Schnell ziehen wir uns dick an und frühstücken, denn wir wollen früh los. Gesagt, getan gegen neun Uhr sind wir bereits auf dem Weg nach Te Anau.
Einige Busse und Camper kommen uns entgegen, auf unserer Spur hingegen ist nichts los. Der Lake Te Anau liegt noch schlummernd am Straßenrand und die Schafe auf den gegenüberliegenden Wiesen grasen schon fleißig vor sich hin.
In Te Anau fahren wir wieder zum Rande der Te Anau Domain und statten der Dump Station nochmals einen Besuch ab. Frisch entleert und mit Wasser gefüllt machen wir uns auf den weiteren Weg. Nicht ohne einen Cappuccino im ersten Café auf der linken Seite für einen Wifi-Stopp zu nutzten. Anschließend geht es weiter, wir durchqueren Te Anau und folgen der Southern Scenic Route Richtung Süden.
Die Route führt uns zunächst du eine schöne Berglandschaft. Rechts sind immer wieder die schneebedeckten Gipfel der Berge des Doubtful Sound zu sehen. Langsam ändert sich die Landschaft und wird wieder zu Feldern und Wiesen mit leichten Hügeln drumherum. Von den Blicken der unzähligen Schafe fahren wir von Matapouri nach Tuatapere.
Etwa 25 Kilometer hinter Matapouri ändert sich die Landschaft mal wieder schlagartig. Eine weite Buschlandschaft wird durch einen schmalen Fluss durchzogen. Wir haben von dem bewaldeten Hügel – über den die Straße führt eine wunderbare Aussicht auf das Valley. Leider gibt es keinen richtigen Viewpoint. Allerdings liegt ein schmaler Schotterstreifen neben einer Kurve, wo wir kurz anhalten um Fotos zu machen.
Auf dem Weg liegt Clifton. Hier gibt es die Möglichkeit die Clifton Caves zu besuchen, sowie über die Suspension Bridge zu laufen. Letztere hat bei unserer Durchfahrt der Stadt geschlossen. Links von der Brücke, direkt am Fluss dürfen selfcontained Fahrzeuge kostenlos übernachten. Wenige Kilometer hinter Tuatapere treffen wir wir auf das Meer. Es ist stürmisch und die Wellen preschen an Land. Die andere Straßenseite ist gesäumt von windschiefen Bäumen.
An dem Lookout Mc Crackens Rest legen wir einen Fotostopp ein. Das lohnt sich. Von dem hölzernen Overlook bekommen wir einen fantastischen Blick über die Küste und auf der anderen Seite bis hin zu den schneebedeckten Bergen. Ein Wegweiser mit Entfernungsangaben steht neben uns und wirkt malerisch über der Bucht.
Der nächste Aussichtspunkt am Gemstone Beach, sagt uns nicht so zu. Wer weiß, wäre das Wetter besser …. Aber hier gibt es auf jeden Fall auch einen Zugang zum Strand. Monkey Island ist der nächste interessante Punkt der von der Scenic Route abzweigt.
Wir fahren allerdings weiter und biegen wenige Kilometer weiter Richtung Cosy Nook ab. Die letzten Meter paar Meter führt diese Strecke über eine Schotterstraße. Schafe weiden auf den Wiesen, die an der Straße liegen. Und ehe wir uns versehen, erreichen wir schon wieder das Meer. Kurz vor dem Ziel kommt eine Parkbucht, hier kommt man zum Strand runter. Ein starker Geruch von Seetang hängt in der Luft und wir setzen unseren Weg über die letzten Meter Schotterstraße fort.
Am Ende der Straße passieren wir ein Eisentor. Hier gibt es zum Glück wieder einen kleinen Wegweiser, ansonsten hätten wir wohl fälschlicher Weise die letzte Bucht als Cosy Nook gesehen und wären wieder umgekehrt. Aber da liegt die Bucht vor uns. Cosy Nook ist eine kleine Bucht. Kleine Fischerhäuschen säumen vereinzelt das Ufer. Es ist ein malerischer Anblick. Wir können uns bildlich vorstellen wie hier die Fischerboote anhalten, von Möwen umkreist. Noch heute wirkt die Bucht malerisch, aber verlassen und wir kehren um.
Wir folgen der Southern Scenic Route weiter über eine unscheinbare Strecke. Wir passieren kleine Ortschaften, immer mal wieder folgen Buchten und wir folgen der Straße bis nach Invercargill.
Invercargill ist mal wieder eine größere Stadt. Hier füllen wir unsere Vorräte und unseren Tank auf, fahren einmal durch das ganz nette Städtchen und machen uns weiter auf den Weg Richtung Süden. Wir wollen noch einige Kilometer weiter kommen.
Von Invercargill kann man einen Abstecher nach Bluff machen, von hier aus setzt unter anderem die Fähre nach Stewart Island über, einer an der Südspitze vorgelagerten Insel. Wir lassen Bluff aus Zeitgründen allerdings aus und begeben uns in die Region der wundervollen Catlins.
Diese Region beginnt ab Fortrose und ab hier beginnt die Southern Scenic Route aus meiner Sicht erst richtig interessant zu werden. Ja bisher waren die Viewpoints ganz nett, das gebe ich zu. Aber was jetzt folgt hat mich wirklich beeindruckt und auch wenn mir hier die Berge fehlen, ist es eine meiner Favoriten auf der Südinsel.
Wir beginnen mit dem ersten Punkt einige Kilometer südöstlich von Fortrose, mit dem Waipapa Point. Unter dem Namen kann man sich wahrlich nicht viel vorstellen, aber dahinter verbirgt sich meiner Meinung nach einer der malerischsten Orte Neuseelands.
Die Zufahrtsstraße ist eine vier Kilometer lange Schotterstraße, wobei die ersten zwei Kilometer sehr leicht, die weiteren zwei Kilometer etwas holprig zu fahren sind. Sie ist relativ eng, aber zum Glück nicht sehr viel befahren. Wir haben das Gefühl sie endet nie, aber die Lämmchen links und rechts versüßen uns die Anfahrt, so dass wir immer wieder anhalten müssen. Sie sind einfach zu niedlich mit ihren Segelohren und dem süßen Gesicht.
Irgendwann erreichen wir den Parkplatz, hier gibt es ein kleines Toilettenhäuschen, wo nebendran einige Informationstafeln hängen. Hier ist es tierisch stürmisch, wir ziehen unsere Windjacken an und sind froh, dass der Weg nur wenige hundert Meter lang ist, ehe wir den Leuchtturm erreichen. (Etwa drei Minuten.)
Dieser relativ kleine, dicke weiße Turm steht auf einem Hügel über der Küste. Ein Schotterweg führt uns hin und einige Stufen später stehen wir bewundernd, direkt vor dem Leuchtturm.
Ich liebe Leuchttürme, habe ich das schon einmal irgendwann erwähnt? Ich könnte sie mir stundenlang anschauen. Vor allem diesen hier. Der Waipapa Point Leuchtturm hat eine Lage, das ist wirklich unbeschreiblich. Links und rechts davon erstreckt sich die Küste vor uns, ein weißer Sandstrand wird durch Felsen gesäumt. Der Wind prescht die Wellen an Land und das Tosen ist unheimlich laut.
Gegenüber vom Leuchtturm ist eine Wiese auf einem Hügel gelegen, wir kraxeln hoch, denn von hier hat man einen ganz tollen Blick auf den Turm, das Meer und die Küste. Wow, wir sind froh, dass wir gutes Wetter haben (abgesehen vom Wind).
Wir gehen zurück zum Turm und biegen nach Links, um den Weg oberhalb der Küste zurück zu gehen (es gibt zwei Wege, die gleich lang sind). Aber zunächst mache ich einen Abstecher zum Aussichtspunkt über dem Strand. Hier kann man theoretisch auch runter gehen, aber mir genügt der Blick von oben. Dann ich möchte mich den Seelöwen und vor allem dem schweren Kollos da unten wirklich nicht nähern. Dieser liegt, vermutlich neben seiner Gattin schlafen auf dem Sand, in der Nähe der Klippen. Zwei andere, kleinere Seelöwen liegen in der Nähe des Wassers.
Wenn ich nicht ein paar Minuten stehen geblieben wär und gesehen hätte, wie sie sich hin und wieder bewegen, sich Sand zu schaufeln oder schnaufen, hätte ich sie durchaus für tot halten können. Sie bewegen sich zwischenzeitlich keinen Zentimeter.
Ich reiße mich von dem faszinierenden Anblick los und wir spazieren über die Klippen zurück zum Parkplatz. In der Nähe dessen liegt noch ein weitere Aussichtspunkt, den wir natürlich nicht auslassen. Steil geht es hier bergab, aber Seelöwen sind hier keine mehr zu entdecken.
Wir fahren zurück nach Otara und folgen der Küstenstraße zu unserem nächsten Abzweig. Dieser führt uns (weiterhin über Schotter) zum Slope Point. Dies ist der südlichste Punkt von Neuseeland, den können wir natürlich nicht aus lassen. Außerdem soll es in der Nähe eine nette Übernachtungsmöglichkeit geben. Wir sind gespannt.
Zunächst fahren wir die quälend lange, teils kurvige und schmale Straße bis zum südlichsten Punkt. Die Straße ist trotzdem relativ gut befahrbar und die einsame Landschaft wirklich ein Traum. Weite Blicke über die grünen Hügel, in der Ferne blitzt immer wieder das Meer auf, auf das wir zufahren. Auch hier grasen wieder unzählige Schafe, hinter jeder Kurve müssen wir aufpassen, dass keines der Lämmchen oder Kühe plötzlich auf der Straße steht – was durchaus häufiger mal vorkommt.
Ein letzter Hügel mit einem wirklich atemberaubenden Ausblick und wir sind da. Auch wenn mein Liebster meint der Weg (mit dem Auto) führt noch weiter, steht mitten auf der Straße ein kleines, unscheinbares Schild mit einem Pfeil ‚Slope Point‘ links.
Wir haben Glück, ab heute darf die Wiese wieder betreten werden. Also laufen wir einige hundert Meter Richtung Slope Point. Die Aussicht über die Bucht ist wirklich atemberaubend. Inzwischen ist es aber schon später und wir haben Hunger, deshalb laufen wir nicht bis zum südlichsten Punkt, sondern kehren nach der Hälfte des Weges um.
Normaler Weise ist Schotterstraße für Mietwohnmobile nur erlaubt, wenn sie zu einem Übernachtungsplatz führt, das tut sie in unserem Fall. Denn wenige Kilometer zurück biegen wir in die Weir Road ein und folgen dem Toilettenzeichen bzw. der unscheinbaren Beschilderung zum Weir Beach.
Wenige Minuten später sind wir am Ziel unserer kostenlosen Freedom Camping Möglichkeit. Uns ist sofort klar, hier bleiben wir. Kein Camper weit und breit, ein paar Häuser stehen in der Ferne. Wir fahren zunächst an der Wiese mit dem Toilettenhäuschen vorbei. Zum Glück, denn hier finden wir wortwörtlich unser kleines Island, wo etwa zwei bis drei Camper hinpassen würden. Direkt am Strand mit Zugang zum feinen Sand. Ein traumhafter Platz, hier fühlen wir uns wohl.
Anschließend spazieren wir noch ein bisschen durch die Gegend und genießen das traumhafte Wetter. Wir sind froh, dass es eine Bucht ist, wo einige hundert Meter weiter draußen eine Art Deich die tosenden Wellen abhält. Deshalb ist es auch relativ ruhig, trotz, dass wir direkt am Meer stehen.
gefahrene Strecke: 339 Kilometer
Weirs Beach
GPS: -46.655533, +169.030457
Freedom Campingplatz in Haldane
♥♥♥♥♥ Nur wenige Kilometer vom bekannten Slope Point entfernt, liegt diese wunderschöne Freedom Camping Area. ♥♥♥ Die Anfahrt führt entweder aus der Richtung Tokanui oder von Waikawa aus – über eine gut zu befahrene Schotterstraße. Vom Slope Point folgst du der Weir Road Richtung Weir Beach oder auch dem Toilettenzeichen. ♥♥♥♥♥ Trotz das es eine kostenlose Freedom Camping Area ist, gibt es an Ausstattung neben einem Toilettenhäuschen sogar Wasser und bei unserem Besuch war ein Reifen zum Schaukeln am hinteren Baum angebracht. ♥♥♥♥♥ Auf einer großen Wiese steht das Toilettenhäuschen. Hier befindet sich auch die Übernachtungsmöglichkeit. Sowie an der Einfahrt zur Wiese vorbei, ein Stück weiter Richtung Wasser, dort kommt eine kleine Halbinsel. Hier haben wir gestanden und es war einfach traumhaft. Direkt am oder in der Nähe des Meeres. Je nachdem wie der Wind steht, kann man die Wellen in der Ferne tosen hören. Da der Platz in einer Bucht, hinter einem natürlichen Deich liegt, ist es aber relativ ruhig. Achtung, bei Regen kann es hier sehr matschig werden. ♥♥♥♥ Bei unserem Besuch war der Platz trotz der fehlenden Mülltonnen relativ sauber. Hier und da lagen ein paar Dosen und eine Zigarettenschachtel herum, dir wir entsorgt haben, ansonsten war alles gepflegt.