Neuseeland Südinsel • Tag 17 • Lake Pukaki ➝ Lake Pearson
Faszination Steine
Reisedatum: 4.11.2015
Einen Blick nach draußen verrät uns keine wesentliche Besserung zu gestern. Eine dicke Wolkenwand trennt uns vom blauen Himmel. Im Hintergrund ist heute immerhin schemenhaft ein schneebedeckter Berg zu erkennen. Wir brauchen nicht lange und unsere Entscheidung nicht zum Mount Cook zu fahren steht fest.
Das neuseeländische Wetter bringt uns mit den tollen Bergen einfach kein Glück. Aber vor einer dicken Wolkendecke werden wir nicht viel erkennen können und dafür ist der ‚Um’weg einfach zu groß. Also Frühstücken wir in Ruhe, soweit es die Kälte zulässt. Gegen zehn Uhr machen wir uns auf den Weg.
Zunächst folgen wir der Straße noch ein Stück am Lake Pukaki entlang. Nach einer Weile wird die Straße zur Schotterstraße und der See ist über Kilometer durch Bäume von der Straße entfernt. Wir kehren um und machen uns auf den Weg zurück zur Hauptstraße. Trotz des bewölkten Wetters präsentiert sich der Lake Pukaki uns auch heute wieder in einem milchigen türkis.
Wir folgen dem SH8 einige Kilometer und erreichen den bekannten Lake Tekapo. Dieser soll eine traumhafte Kulisse darstellen. Ein Blick auf den See lässt uns die Stirn in Falten legen. Es mag am schlechten Wetter liegen, aber nach all den traumhafte Seen, die wir bisher hier in Neuseeland gesehen haben, erscheint dieser eher unspektakulär.
Direkt am See, auf dem Weg zum privaten Campingplatz am Ortseingang, liegt neben dem Kiesparkplatz die öffentlichen Dumpstation. Wir entleeren unseren Camper. Frischwasser steht auch zur Verfügung, allerdings ist das Gewinde zu groß für unseren Wasserschlauch, so dass uns das Wasser verwehrt bleibt. Wir fahren am See entlang und biegen hinter der Brücke in den Pioneer Drive.
Am Ende der Straße liegt eine der bekanntesten Kirchen Neuseelands. Die Kirche des guten Hirten oder auch Church of the Good Shepherd. Sehr beliebt, wie wir an den drei Bussen und zahlreichen Autos auf dem Parkplatz feststellen. Zusätzlich zu dem ganzen Rummel findet gerade eine Hochzeit statt und die Kirche darf nicht betreten werden.
Die kleine Steinkirche (dessen offizieller Name ‚Mackenzie Church‘ ist) liegt wirklich malerisch in der Bucht des Lake Tekapo. Wilde Blumen blühen am See und geben der Kirche einen schönen Rahmen. Normaler Weise kann die Kirche auch von innen besichtigt werden. Sie hat ein Fenster, welches direkt auf den See hinausgeht. Es muss eine schöne Kulisse sein, die uns heute leider verwehrt bleibt.
Das begehrte Denkmal von dem Schäferhundes steht gleich nebenan. Aber dieses übergehen wir, denn die drei Busladungen Asiaten wirken auf uns eher abschreckend, hinterher werden wir noch von einem der dreihundert Selfie-Stöcken erschlagen.
Bei dem Wetter reizt es uns nicht am See entlang zu fahren oder auch den in der Nähe gelegenen, ganz netten Lake Alexandrina zu besuchen. Deshalb verlassen wir Tekapo und fahren Richtung Ostküste.
In Fairlie verlassen wir unsere geplant Route und fahren durch eine wunderschöne Landschaft, die durch Wiesen und Berge geprägt ist, Richtung Geraldine. Die Stadt Timaru soll zwar ganz nett sein, aber wir ziehen die Landschaft vor. Auf unserer Route liegt ein schöner Aussichtspunkt. Bei klarem Wetter bekommt man hier sicher einen wundervollen Blick auf die Bergwelt.
Es ist nach wie vor stark bewölkt und der Wind weht frisch, als wir in Geraldine ankommen. Unser erstes Ziel ist das Visitor Center. Dieses ist übrigens umgezogen und findet sich jetzt direkt an der Hauptstraße Waihi Terrace, neben der Z Tankstelle. Vor lauter Giftshop und Restaurant finde ich die Information fast gar nicht. Versteckt zwischen zwei mickrigen Prospektaufstellern finde ich den kleinen Tresen dann doch noch. Hier verläuft nämlich die ‚Inland-Scenic-Route‘, aber dazu gibt es leider keine Broschüre (wie von der ‚Southern-Scenic-Route‚) wird mir hier mitgeteilt. Von außen wir riesig Werbung für Wifi gemacht, funktioniert allerdings nur mit Passwort, welches erst erfragt werden muss.
Wir versuchen einen Termin beim Friseur zu bekommen, doch leider ist für heute alles ausgebucht. Nebenan gönnen wir uns eine leckere Portion Fish & Chips, tanken anschließend auf und machen uns gut gesättigt auf den weiteren Weg.
Die Landschaft erscheint eintönig unter dem tristen grauen Himmel, immer wieder regnet es zwischendurch. Wir passieren kleine Ortschaften, Schaf- und Kuhwiesen und die Berge in der Ferne sind leider nach wie vor nur schemenhaft zu erkennen. Bei gutem Wetter macht die Inland Scenic Route (der SH72) sicher mehr Freude zu fahren.
Unser geplanter Campingplatz für heute Nacht ist der Rakaia Gorge Campground, dieser soll in einer spektakulären Umgebung vom Rakaia Canyon liegen und die Rezessionen sind gut. Als wir jedoch in die Einfahrt des Platzes einbiegen sind wir irritiert, ob wir hier richtig sind. Es ist ein kleiner Camingplatz, die Camper stehen dicht an dicht auf einer Wiese und von dem Rakaia Gorge sieht man aufgrund der umliegenden Bäume nichts. Äh ok, wir drehen eine Runde auf dem kleinen Platz und nichts wie weg. Wir sind inzwischen verwöhnt und die Gebühr ist uns hierfür eindeutig zu viel. Wer weiß wie der Platz bei gutem Wetter und im Sommer scheint, aber wir hatten uns hier mehr von versprochen.
Trotz des fiesen, kalten Wetters halten wir hinter der Brücke kurz in der Haltebucht um den Rakaia Gorge auf unserer Speicherkarten zu verewigen. Brr.. schnell wieder rein und Heizung an. Dann liegen jetzt wohl doch noch einige Kilometer vor uns. Unser nächstes Ziel ist der Lake Pearson.
Aber bis dahin liegen noch einige Kilometer zwischen uns. Wir folgen der West Coast Road und hinter Springfield wird auch die Landschaft interessanter. Wir fahren über eine sehr spannende Passstraße. Es geht rauf und runter und immer wieder gibt es trotz der Wolken traumhafte Ausblicke. Unglaublich, aber hier folgen einige Haltebucht kurz hintereinander, wo wir immer wieder andere Ausblicke bekommen.
Wir lassen das Auf und Ab hinter und kommen zum nächsten schönen Viewpoint, der uns einen Blick über den Lake Lyndon bietet. Eine wunderschöne Landschaft mit den Bergen im Hintergrund. Kurz nachdem wir den Porter River überquert haben, kommt links in er Ferne ganz unverhofft ein Hügel mit riesigen Felsen zum Vorschein. Ein relativ großer Parkplatz (No Overnight Parking) lädt uns ein, den Hügel und dessen Steine näher zu erkunden. Also ziehen wir uns schnell warm an, schnappen unsere sieben Sachen und laufen los.
Es ist wirklich eisig kalt, ich schätze um die acht Grad. Die Handschuhe liegen natürlich im Auto, aber immerhin haben wir an die Mützen gedacht. Ein etwa zehnminütiger Fußmarsch führt uns zu dem Fuß des Hügels. Die überdimensionalen Felsen sind in allen möglichen Formationen. Es ist ein herrlicher Anblick.
Mich erinnert es an einen überdimensionalen Spielplatz und ich bin hellauf begeistert. Mein Liebster bekommt mich kaum davon losgerissen, obwohl meine Hände inzwischen prickeln wie von tausend Nadeln gestochen. Es ist einfach eine unglaubliche Szene und so etwas in der Art habe ich noch nie in Natura zu Gesicht bekommen.
Wenige Kurven später lockt uns nochmals eine Aussicht aus dem Camper. Im Cave Stream Scenic Reserve gibt es ein paar kleine Wanderungen, wir genießen jedoch lediglich die beiden nahe gelegenen Aussichtspunkte. Das muss bei dieser Kälte ausreichen.
Nur wenige Kilometer weiter sehen wir schon den Lake Pearson in der Ferne aufblitzen. Inzwischen hat sich die Wolkendecke zumindest ein kleines bisschen gelockert und das verleiht der Landschaft doch gleich eine viel nettere Atmosphäre.
Am Lake Pearson führt uns ein Picknickplatzschild zu dem kostenlosen DOC Campingplatz. Wir sind irritiert und verstehen mal wieder nicht, wieso dieser wirklich unschöne Platz von gerade eben ein paar Kilometer vorher 6NZD pro Person kosten soll und dieser wunderschöne Platz (wofür sicher jeder bereit wären zu zahlen) kostenlos ist. Aber uns soll es recht sein. Drei andere Camper haben es sich am See auf dem großen Schotterplatz bequem gemacht. Wir bevorzugen links die Wiese vor den Bäumen direkt am See.
Wir werden von zwei Enten begrüßt und machen es uns bequem. Schnell Abendessen, bevor der Camper auskühlt. Da der See recht hoch liegt, wird es hier nachts, wie wir schon erwartet haben richtig eisig kalt. Also dick einpacken und gute Nacht.
gefahrene Strecke: 329 Kilometer
Lake Pearson / Moana Rua DOC
GPS: -43.093666, +171.778046
kostenloser Basic DOC Campingplatz
♥♥♥♥♥ Der Lake Pearson liegt etwa 35 Kilometer vom Arthur’s Pass Village entfernt und vor den Toren des gleichnamigen Nationalparks. Da der See relativ hoch gelegen ist, kann es hier abends und morgens
relativ kalt werden. Verkehrsgeräusche vom SH73 sind zu hören, allerdings zum Teil sehr gedämpft und gegen Abend nimmt der Verkehr ab. In der Nacht ist gar nichts zu hören und der Platz liegt in einer absoluten Ruhe unter einem spektakulären Sternenhimmel.
♥♥♥♥ Der Campingplatz liegt am SH73, ist aber durch eine relativ lange, aber gut zu befahrende Einfahrt und Büsche von der Straße entfernt.
♥♥♥ Die Ausstattung ist für einen Basic-Campingplatz gemäß sehr einfach. Es gibt immerhin eine Toilette. Ansonsten kann man von einem kostenlosen Platz nicht mehr erwarten.
♥♥♥♥♥ Es gibt eine große Fläche für Stellplätze. Diese befinden sich zum Teil durch Büsche abgetrennt. Teils auf einer freien Fläche, teils unter Bäumen und direkt am See und teils in einer Art Parkplatz am See. Der DOC Campingplatz ist wirklich schön angelegt und liegt direkt am See.
♥♥♥♥ Bei unserem Besuch war der Campingplatz, trotz der fehlenden Mülltonnen relativ sauber. Nur hier und da lag vereinzelt Papier herum.
♥♥♥♥♥ Da der Lake Pearson DOC kostenlos ist, ist es mal wieder ein unschlagbares Preis Leistungs-Verhältnis. Für die Lage könnte man durchaus einen Standard Platz raus machen. 6NZD wäre hier durchaus angebracht. Umso besser, dass er kostenlos ist.