Thailand • Tag 4 • Das Abenteuer beginnt in Kanchanaburi
Bangkok → Kanchanaburi
Reisedatum: 25.10.2010
Am nächsten Morgen klingelte sechs Uhr unser Wecker. Wir duschten in unserem „komfortablen“ Bad und packten unsere sieben Sachen wieder zusammen – gut, dass wir nicht alles aus den Backpackerrucksäcken geräumt hatten.
Kurz vor Sieben verließen wir die Zimmer und gaben unseren Schlüssel ab. Umständlicher Weise wollte sich die Dame an der Rezeption noch vergewissern, ob im Zimmer noch alles an Ort und Stelle war – wir haben uns gefragt: „Was wir hätte mitnehmen oder kaputtmachen können?“. Aber gut, die Kontrolle dauerte eine gefühlte Ewigkeit und unser Fahrer wartete schon vor der Tür. Schließlich war aber irgendwann das Zimmer gecheckt und wir konnten das Hotel verlassen.
Im Bulli saßen bereits zwei Pärchen, dreifach so alt wie wir. Kurzes innerliches Aufstöhnen – hoffentlich wird das keine Seniorenfahrt. Aber als nächstes stieg im Chinatown ein etwas jüngerer Gast zu. Anschließend machten wir uns in dem Van auf den Weg nach Kanchanaburi. Nach etwa drei Stunden Fahrt in dem gut klimatisierten Van kamen wir an unseren ersten Stopp: Dem War Cemetery Kanchanaburi. Dies ist ein Friedhof für Kriegsgefallene, das Geländer ist sehr schön angelegt und gepflegt.
Wir hatten mal wieder grandioses Wetter. Nach einer halben Stunde Aufenthalt und Beine vertreten fuhren wir weiter zur berühmten Brücke am Kwai. Hier verließen wir unseren Van, sollten das Gepäck allerdings im Van lassen. Uns wurde erklärt, dass das später an unserer Übernachtungsstätte auf uns warten würde. Oha, wir waren gespannt.
Unser nächster Halt war ein Kriegsmuseum. Der Eintritt kostete 30 THB. Die thailändischen Museen sind kein Vergleich zu europäischen Museen – Staub soweit das Auge reichte und für uns eher langweilig. Aber dafür gab es ein ganz tollen Ausblick auf unser nächsten Ausflugspunkt – die unmittelbar in der Nähe gelegene Brücke am Kwai.
Nach einer halben Stunde verließen wir das Museum. Am Ausgang saß mitten im Raum ein Leguan. Nur zur Info: Der war echt! Sehr zu Anikas Freude, die sich nah ranwagte. Ich habe es nicht so mit solchen Tieren.
Nach unserem Besuch im War Museum sind wir durch eine angrenzende Markthalle geschlendert. Anschließend ging es weiter zur Brücke am Kwai. Die Sonne donnerte vom Himmel und es war verdammt heiß.
Diese Bahnlinie war im zweiten Weltkrieg eine wichtige Verbindung zwischen Thailand und Burma, sie war allerdings zu Kriegszeiten Ziel zahlreicher Bombardierungen. Mehrfach wurde sie dabei zerstört und erst nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Die Brücke ist für Touristen zugänglich – meiner Meinung nach ein Wagnis – mit den riesigen freien Abständen seitlich der Gleise. Ich bin eher Sicherheitsliebend und durch meine Höhenangst blieb ich am Anfang stehen und sah mir das ganze aus sicherer Entfernung an. Aber Anika wagte sich vor. Die Menschen drängten sich über die Brücke – ich habe nur gedacht: „Einen Schritt zu weit nach rechts und da fällt einer durch die wirklich breiten Löcher Meter in die Tiefe“.
Kurze Zeit später kündigte uns ein Pfeifen an, dass ein Zug über die Brücke kommt. Die Touristen mussten sich an die Seite drängen und der Zug konnte vorbei fahren. Ich konnte kaum hinsehen. Aber der Zug bot einen tollen Anblick.
Nach einer Stunde Aufenthalt versammelten wir uns mit unserer Gruppe am Bahnsteig und warteten auf den nächsten Zug. Unsere Tour ging als nächstes mit der Eisenbahn weiter. Diese Strecke von Kanchanaburi bis Nam Tok führt ebenfalls über eben beschrieben Brücke am Kwai und unter anderem auch durch das Todestal – wir warteten gespannt.
Inzwischen hatten sich auch die anderen Einzelgruppen unserer deutschsprachigen Tour angeschlossen. Es war etwas unübersichtliche, aber grob waren es fünfzig Personen, ganz gemischten Alters. Als der Zug ankam, war es ein etwas chaotischer Einstieg – schließlich wollte jeder einen Sitzplatz auf den „unheimlich bequemen“ Holzbänken ergattern.
Wir bekamen zwei Plätze am Fenster und hatten das „Glück“, dass sich ein älteres Ehepaar neben uns setzte. Naja ich sag nur „dick, schwitzig und beim Einschlafen arg mit Schrägseite“. Ich weiß bis heute nicht, was ich gemacht hätte, wenn der ältere Herr beim Schlafen komplett umgekippt und mir auf den Schoß gefallen wäre.
Trotzdem war die Fahrt sehr angenehm. Wir fuhren durch eine tolle Landschaft – auch wenn sich die Fahrt teilweise sehr zog. Wir waren insgesamt etwa zwei Stunden unterwegs.
Nach einer langen Fahrt durchs Grüne wurde das Tal des Todes angekündigt. Der Zug fuhr sehr langsam, so dass wir viel Zeit hatten, um uns Rauszulehnen und Fotos zu machen. Man will sich lieber nicht vorstellen, wie hier die Bahnlinie früher gebaut wurde. Kein Wunder, dass dabei so viele Menschen zu Tode kamen. Aber eine reizvolle Landschaft.
Kurz nachdem wir das Tal des Todes durchquert hatten, stiegen wir an der nächsten Haltestelle – kurz vor Nam Tok, aus. Wir wurden in kleine Gruppen aufgeteilt und den wartenden Bussen zugeteilt. Es lief alles etwas durcheinander, aber ziemlich unkompliziert ab – wer dort irgendwie den Überblick behielt weiß ich allerdings nicht. Hauptsache wir saßen im richtigen Bus.
Eine kurze Fahrt durch einen landschaftlich sehr schönen Teil Thailands führte uns an einen Fluss. Hier gab es Mittagessen. Kaum zu glauben, aber unsere Rucksäcke waren inzwischen auch dort angekommen, wie auch immer sie dahin gekommen sind. *Erstmal Aufatmen*.
Inzwischen lag auch der Altersdurchschnitt um einiges niedriger, so dass wir in netter Runde den Mittag verbrachten. Nach dem Essen (Reis mit Gemüse), hatten wir noch einige Minuten für Fotos und zum Relaxen. Zum Glück, denn wir waren an einem wunderschönen Fleckchen hier. Unglaublich aber wahr: Auf der gegenüberliegenden Flussseite konnten wir einen Elefanten beobachten, der aber leider recht schnell wieder im Gebüsch verschwand.
Nach einer kurzen Pause wurde unsere Gruppe abermals aufgeteilt und wir wurden darauf hingewiesen, dass wir uns lange Pullover oder Strickjacken mitnehmen sollten. Gesagt getan – kurz im Rucksack gekramt und weiter ging es mit einem Van. Eine halbstündige Fahrt später kam unsere achtköpfige Gruppe am Tiger Tempel an.
Dort hatten wir zwei Stunden Aufenthalt zur freien Verfügung. Wir machten uns auf den Weg und die englische Unterhaltung mit unseren Mitreisenden aus der Gruppe klappte bestens. Wir begaben uns auf eine kleine Wanderung Bergauf Bergab, durch unspektakuläres Gelände. Dabei kamen wir an ein paar Rehen vorbei.
Nach einiger Zeit kamen wir zu den Tigern. Dort standen wir ein Weilchen in der Schlange, dann wurden wir (nacheinander) an die Hand genommen und durften uns neben jeden Tiger stellen oder setzen und es wurden Fotos gemacht. Eine unbeschreibliche Erfahrung, neben so einem Wildtier zu hocken. Mir war tierisch mulmig zu Mute, aber die Trainer hatten merklich alles im Griff.
Wenn ein Tiger unruhig wurde, wurde dieser umgangen und nicht angesteuert. Bei dem kurzen Rundgang war man irgendwie trotzdem immer aufsprungbereit. Besonders süß waren die zwei Tigerbabys die auf einem Stein lagen und kuschelten. Auf der weiteren Wanderung sahen wir noch einige andere Tiere wie Rinder, Wildschweine und Rehe.
Am Ende waren wir ganz schön fertig und haben uns in den Schatten gesetzt. Nicht zu vergessen sei das Schild vor den Toiletten. Hier stand, dass man für den Toilettengang die Schuhe wechseln sollte. Wir hatten große Fragezeichen im Gesicht. Bei unserer Rast spazierte eine Herde ungewöhnlich aussehende Rinder an uns vorbei. Kurze Zeit später wurden wir abgeholt.
Weiter ging es – im gut klimatisierten Van – zum Saiyoknoi Waterfall. Dieser war sehr beeindruckend, aber dafür war hier auch einiges los – da machen die Thailänder wohl ihre Spazierfahrten hin.
Überall waren Picknickdecken ausgebreitet und Eltern liefen herum, während die Kinder im Wasser spielten. Anika machte einen Spaziergang den Wasserfall hinauf. Auf dem Weg zurück zum Auto kamen wir an einer alten Eisenbahn vorbei, die wir uns näher betrachtet haben. Nachdem wir noch an einigen Marktständen entlang spaziert sind, ging es wieder zurück zum Fluss.
Es gab Abendessen und zum Nachtisch einen beeindruckenden Sonnenuntergang. Während des Abendessens wurden mit der Gruppe die Erlebnisse des Tages ausgetauscht. Es gab Suppe und Reis mit Gemüse, dabei schauten uns die Salamander an der Decke zu.
Nach dem Essen haben wir unsere Rucksäcke zusammen gesucht und es ging aufgeteilt in zwei Longtailbooten zu unseren Unterkünften.
Nach etwa fünfzehn Minuten Fahrt kamen wir an unserer Unterkunft – auf einem großen „Floß“ an. “Hmm … hier sollten unsere Zimmer sein?”. Wir hatten einen Schlüssel für ein Vorhängeschloss bekommen und stellten fest, dass der für unser Zimmer ist. Drinnen war es mehr als spartanisch und die Wände waren aus dünnem Bast. Wir ließen unsere Rucksäcke eingepackt und verschlossen sie auch jedes Mal nach dem Öffnen wieder sofort. Bei dem Badezimmer bekamen wir einen Lachanfall – Zwischen den Planken auf dem Boden konnte man das Wasser des Sees sehen. Ich habe natürlich sofort an Spinnen und andere Krabbeltiere gedacht. Also war fortan mein Motto: „Tanja, auf keinen Fall genau hingucken“. Ich glaube sonst hätte ich dort nicht eine Stunde übernachtet. Toitoitoi, ich habe dank meines Mottos kein Krabbeltier gesehen.
Nach der ersten kurzen „Zimmerbesichtigung“ traf sich die Gruppe draußen an Sitzgruppen. Trotz der ungwöhnlichen Location war es ein sehr lustiger Abend. Es wurden Spiele gespielt und munter geplaudert. Unser Gruppenleiter war für jeden Spaß zu haben und machte jeden Unsinn mit.
Bevor wir schlafen gingen habe ich noch ein großes Handtuch über die krümelige Matratze gelegt und versucht dieses keinen Zentimeter zu verlassen. Die Krümel unter dem Bettlaken wollten wir uns nicht genauer betrachten und so ließen wir es bleiben. Einfach an mein Motto denken.