Wildcamping Interview mit she is on the road again
Interviewreihe „Wildcamping“ Teil XI
Seit acht Jahren reisen Doreen und Carsten zusammen im Wohnmobil. Wobei das Reisen und Leben darin manchmal etwas verschwimmt. Klar, dass das eine ganze Menge Erfahrungen im Campen und Wildcampen mitbringt. Heute verrät uns Doreen, wo sie sich besonders gerne aufhalten und was für besondere Momente sie im Wohnmobil hatten.
Wer steckt eigentlich hinter she is on the road again?
Hi, ich bin Doreen. Ich reise mit meinem Partner Carsten und unserem Terrier Stuart mit dem Wohnmobil durch Europa. Wir drei können uns eine andere Urlaubsform kaum noch vorstellen. Meine Brötchen verdiene ich als Key Account in der Modebranche und Carsten ist leidenschaftlicher Koch und Gastro-Consultant. Er ist oftmals langfristig im Wohnmobil beim Kunden vor Ort und nutzt das Fahrzeug nicht nur als Freizeitfahrzeug. Über unsere Erfahrungen von unterwegs schreiben wir auf Sheisontheroadagain.com Reiseberichte, Wohnmobil Wissen und Carstens beste Rezepte findest du ebenfalls auf unserer Website.
Mit welchem Fahrzeug seid ihr unterwegs?
Wir haben uns in den letzten 8 Jahren Camping immer weiter vergrößert. Momentan leben wir unterwegs in einem älteren Modell Phoenix Alkoven, der uns auch auf unseren Wintertouren genügend Platz und Autarkie bietet. Es ist wirklich das geilste Fahrzeug überhaupt (für uns), auch wenn er manchmal etwas unhandlich ist. Dafür passt die KTM auf den Heckgepäckträger und bietet uns somit genügend Freiheit für Unternehmungen in kleinen provenzalischen Ortschaften. Wir sind mit dem Phoenix gemächlich unterwegs, aber unsere Art zu reisen ist ja sowieso wenig hektisch, insofern passt das gut zusammen.
Warum ist Camping für euch die perfekte Reiseart?
Wir sind seit 8 Jahren mit einem Wohnmobil unterwegs und wir können uns keine andere Reiseform mehr vorstellen. Anfangs mal als Test geplant, hat uns der “Campervirus” direkt getroffen.
Für uns ist es ganz wichtig im Urlaub entspannen und unseren eigenen Rhythmus leben zu können. Dafür sind unsere Wohnmobilreisen perfekt. Morgens zum Beispiel, sind wir ganz untypisch unterwegs. Direkt nach dem Aufstehen gehe ich mit unserem Hund Stuart an den Strand oder besser gesagt: in die Natur. Eine erste Runde, ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck – ganz anders als sonst zu Hause. Das geht natürlich besonders gut, wenn man direkt auf einem Strandparkplatz übernachtet. Carsten hingegen genießt dann die Ruhe und seine ersten Tassen Kaffee vorm Wohnmobil.
Wenn wir dann irgendwann zurück sind, gibt es für mich auch erst einmal Kaffee und ein Frühstück für Stuart, unseren Terrier-Opi. Danach entscheiden wir meist, ob wir uns ein Café für´s Frühstück suchen, oder ob wir im Womo ein paar Eier in die Pfanne werfen. Ein Hotelaufenthalt mit Frühstückszeiten von 7-10 Uhr nervt mich schon, wenn ich nur daran denke.
Ich muss auch sagen, dass mich Hotelzimmer langweilen, auch wenn sie noch so stylisch sind. Es ist einfach nicht “meins”. Mir fehlt das “zuhause” Gefühl. Im Hotel muss ich übernachten, wenn ich dienstlich unterwegs bin. Im Urlaub möchte ich überwiegend in meinem eigenen mobilen zuhause sein, optimalerweise direkt am Strand und mit Meeresrauschen auf den Ohren. Auch wenn der derzeitig Camping-Boom ein wenig Umorientierung erforderlich macht.
Welches Land eignet sich eurer Meinung nach perfekt für Wildcamping?
Portugal ist eindeutig unser Lieblingsland für´s Wildcamping, wobei sich das aber gerade ändert, denn die Anzahl der frei stehenden Wohnmobile nimmt einfach überhand. Die Portugiesen sind mega genervt und die Strandparkplätze sind voll mit überwinternden Wohnmobilen. Wir haben da momentan keine Lust mehr drauf, aber Wildcamping im Hinterland der Algarve hat sicherlich auch seinen Reiz, ich persönlich verbringe meine Zeit aber lieber am Atlantik.
Dort, am Atlantik in Portugal und Frankreich, sowie in der Camargue macht Wildcamping richtig Spaß, auch wenn nach und nach die Plätze knapp werden.
Wie findet ihr eure Plätze zum Freistehen / Wildcampen in der Regel?
Wir suchen immer mittels google earth und trauen den Empfehlungen der diversen Blogger. Allerdings schauen wir uns jeden Tipp vorab ”von oben” an, denn wir wollen sicher gehen, dass man das Gebiet mit dem großen Wohnmobil auch problemlos erreichen kann.
Was war euer schönstes Campingerlebnis beim Wildcampen?
Da musste ich jetzt wirklich lange drüber nachdenken. Unsere Erlebnisse gehen von gemütlichen Momenten im Winter am Meer, über eine Silvesternacht in Südfrankreich direkt am Strand, bis hin zu einer Nacht im Freien in meiner Heimat Thüringen. Diese Nacht im Nationalpark Hainich würde ich in der Tat als mein schönstes Camping Erlebnis bezeichnen.
Meine Eltern leben in einer hübschen, kleinen Kurstadt am Rande des Nationalparks und immer wenn ich dort bin, gehen wir im Hainich wandern. Früher waren das lange Spaziergänge mit Freunden, heute ist noch die klassische Hunderunde hinzugekommen.
Ich setze mich tatsächlich sehr häufig ins Auto und fahre mit meinem Terrier Stuart “rauf” zum Craulaer Kreuz, wenn ich in der Heimat zu Besuch bin. Der letzte Abschnitt vom Weg ist etwas abenteuerlich, aber die Anfahrt lohnt sich allemal.
So oft dachte ich mir, während ich mit Stui so durch den Nationalpark wanderte, wie herrlich es doch wohl sein würde, hier oben mal mit dem Wohnmobil zu übernachten. Nun ja, aber wann bin ich schon mal mit dem Womo bei meinen Eltern?
Im Herbst des Jahres 2011 war es dann soweit. Wir besuchten meine Eltern mit dem Wohnmobil und wollten später an den Edersee in Hessen weiter fahren. Da war sie nun, meine perfekte Gelegenheit im Nationalpark zu übernachten.
Gesagt – getan. Wir fuhren nachmittags rauf zum Craulaer Kreuz und hatten eine tolle Hunderunde (damals war unsere Setterin, das Fienchen, noch dabei). Von dem Spaziergang zurück, kehrten wir in der Hütte ein und genehmigten uns ein paar klassisch-thüringische Speck -und Schmalzbrote, köstliches Bier vom Faß und wankten dann die paar Meter zurück zum Womo. Den Hüttenwirt informierten wir noch, dass wir über Nacht bleiben würden, er lachte und wünschte uns viel Spaß.
Es war unglaublich, mitten im Nationalpark waren wir mit den Tieren allein – welch eine Ruhe! Als das Tageslicht weniger wurde, begannen die bunt gefärbten Blätter an den Laubbäumen zu leuchten. Wir erlebten ein gelblich-rotes Farbenspiel ohne Gleichen. Ein Regenbogen erstreckte sich noch über die vor uns liegenden Felder bis ins Dickicht des angrenzenden Buchenwalds.
In der Nacht hörten wir gar keine Geräusche, die uns an Zivilisation denken ließen. Eine enorme Dunkelheit brach über die Gegend hinein und hatte zur Folge, dass Thüringens Sternenhimmel uns gefühlt immer näher kam. Wir waren wirklich abgeschieden und mir war natürlich wieder mulmig zumute. Vor allem als der Waldkauz sein nächtliches Konzert begann, schreckte ich erst einmal auf, bevor ich mich darüber freuen konnte. Ich meine, auch den Ruf einer Eule gehört zu haben, aber wenn man nichts mehr sieht und nur noch hört, dann schärft das die Sinne natürlich umso mehr. So durfte ich in dieser Nacht auch lernen, dass es in meiner “alten Heimat” tatsächlich noch Wildkatzen gibt, denen es im wilden Hainich richtig gut geht!
Etwas unruhig war sie schon, “meine” Nacht in einsamer Natur – die anderen 3 Beifahrer (Carsten, Stui & Fienchen) störten sich nicht so an der Dunkelheit und der Einsamkeit.
Mein perfekter Moment kam dann wieder früh am nächsten Morgen, als die Sonne hinter den Bäumen aufstieg. Vor uns die riesigen Wiesen und neben uns die seit der Wendezeit kaum noch betretenen Laubwälder. Dazu die Feuchtigkeit der Nacht, die als Nebel gen Himmel aufstieg.
Es war wirklich eine der tollsten morgendlichen Hunderunden, die ich in den 15 Jahren, die Stuart nun an meiner Seite ist, je gemacht habe. Tolles Licht, der verschlafene Nationalpark, feuchte Kälte aber auch sonnig und dann das “zurückkommen” ins warme Wohnmobil, wo schon ein heißer Kaffee auf mich wartete.
Ich kann jedem nur empfehlen, fahrt einmal in die schöne Mitte Deutschlands und lasst diese atemberaubende Natur einmal auf euch wirken!
Auf ihrem Blog vereinen sie die Themen Reiseziele, Campingplätze, Wohnmobile und gutes Essen. Eine tolle Kombination, oder? Dann schau unbedingt mal bei ihnen vorbei! Vielen lieben Dank an Doreen für das interessante Interview.
Website: sheisontheroadagain.com
Facebook: SheIsOnTheRoadAgain
Instagram: she.is.on.the.road.again
Klingt eigentlich ja sehr spannend. Ich dachte mir beim Lesen eben schon „Ja warum habe ich das eigentlich noch nicht ausprobiert?!“. Eigentlich machen wir immer Urlaub auf Campingplätzen in Deutschland und Europa und wir würden gerne auch mal einen kleinen Road Trip machen. Danke für den Tipp!
Hallo Ronald,
vielen Dank. Ich finde ebenfalls, dass Doreen das sehr anschaulich beschrieben hat. Ihr solltet es auf jeden Fall versuchen. Es ist ein wirklicht tolles Erlebnis.
Viele Grüße,
Tanja